Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, Foto: Marlies Kross
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Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus

Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, Foto: Marlies Kross
Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, Foto: Marlies Kross
Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, Foto: Marlies Kross
Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, Foto: Marlies Kross

Am Amtsteich 15
03046 Cottbus
Tel.: 0355 4949 4040
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

ENDMORÄNE 25 ...und die wunderliche Welt dreht sich weiter

26.06.2016 - 07.08.2016

Moränen (aus dem Französischen für ‚Schutt’ oder ‚Geröll’) sind eiszeitliche Ablagerungen, die für die Landschaften Berlins und Brandenburgs charakteristisch sind. Ein ähnlich spezielles Urgestein ist die dort ansässige Künstlerinnengruppe ENDMORÄNE. Während ihr erdzeitliches Pendant eine Mischung aus Kiesel, Sand und Schotter mit sich führt, geht es bei ENDMORÄNE auf andere Art um Mix und Anhäufung von Material. Quer durch die Genres, Disziplinen und Methoden zeigen die knapp zwei Duzend Frauen des Vereins allsommerlich bildende Kunst in wechselnden Kontexten. Internationale Gastkünstlerinnen inbegriffen. Eher eine Wandermoräne also, wenn man genau sein will. Allerdings ist die Gemeinschaft, die seit ihrer Gründung nach Mauerfall auf eine stolze Ausstellungspraxis zurückblickt, tausendmal jünger als ihre geologische Cousine: Das kreative Kollektiv wird diesen Sommer 25. Anlass, um ordentlich zu feiern und die besagte Ziffer künstlerisch zu reflektieren.
In der jüdischen Kabbala verkörpert die Zahl 25 Überraschungen und neue Horizonte. Ihre Quersumme 7 wiederum ist numerologisch ein Chiffre für Veränderung und hat in sehr vielen Kulturen besondere Bedeutung: Die 7 Wochentage, die 7 mageren und fetten Jahre. Und nicht zuletzt die 7 Weltwunder. Auch in dem Sinn dreht sich die wunderliche Welt von ENDMORÄNE weiter: Assoziationen, Mystik, Verknüpfungen und Links werden im Jubiläumsjahr thematisch zum Archiv. Wobei der Ausstellungstitel auf ein Zitat der Dichterin Rose Hawthorne rekurriert und am Schluss eines Paul Auster Romans – gar nicht verwunderlich – für Wechsel, Perspektive und Bewegung steht.
Die künstlerische Welt von ENDMORÄNE ist in der Tat verblüffend, frisch und wandlungsfähig. Veränderung par excellence! Null Atelierkunst, kein etablierter Show Room, stets andere Gebäude, niemals dieselbe Ortschaft. Nach einem Vierteljahrhundert Projektgeschichte fiel zum Vereinsgeburtstag die Wahl auf die zweitgrößte Stadt des Lands der (End)moränen, Cottbus. Auch sicher kein Zufall. Denn der recht ungewöhnliche Krebs im Stadtwappen symbolisiert ebenfalls Erneuerung, meint die Heraldik. Schließlich wechselt das Tier jedes Jahr den Panzer. Genau wie ENDMORÄNE Orte und Sujets.
Als Zentrum der Lausitz hat Cottbus ohnehin Bezug zu End- und anderen Moränen. Der Braunkohleabbau hat die Umgebung mindestens so stark erschüttert, bewegt und einschneidend verändert wie ebenjene glazialen Serien die Mark. Parallel zum Gelände wurden ganze Leben umgewälzt. Zuerst durch Umsiedlung kompletter Dörfer. Später, nach Stilllegung der Gruben, durch Kündigung und Arbeitslosigkeit.
Cottbus ist reich an Industrievergangenheit. Schon lange vor der Kohle waren Fasern und Textil Erzeugnis Nr. 1 in der südbrandenburgischen Kreisstadt. Im Spannungsfeld dieser Geschichte beziehen – wie soll es anders sein? – genau 25 ENDMORÄNE Künstlerinnen geographisch wie thematisch Stellung. In einer ehemaligen Wollgarnspinnerei, welche im Lauf von zwei Jahrhunderten verschiedene Nutzungen erfuhr und zuletzt ein Naturkundemuseum beherbergte, realisiert der Verein seine aktuelle Sommerwerkstatt in nächster Nähe zu einem Ge bäude, das als Industriedenkmal auch ein von ENDMORÄNE entdeckter Ausstellungsort sein könnte. Wäre dort nicht schon ein Museum situiert: In Kooperation mit dem dkw. Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus, das eine Dokumentation der letzten 25 Jahre ENDMORÄNE zeigt, findet das illustre Jubiläum statt. Ab 25. Juni kann man überraschende Momente, abwechslungsreiche Viertelstunden und virtuose Vierteljahrhundertkunst am Cottbuser Amtsteich erleben. Natürlich auch (s)ein kleines Wunder. Die Ausstellung läuft bis 7. August. Weh dem, der da Symbole sieht...!

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