Kunsthalle, Foto: Achim Kukulies
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Kunsthalle Düsseldorf

Kunsthalle, Foto: Achim Kukulies
Kunsthalle, Foto: Achim Kukulies
Kunsthalle, Foto: Achim Kukulies
Kunsthalle, Foto: Achim Kukulies

Grabbeplatz 4
40213 Düsseldorf
Tel.: 0211 89 962 40
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Wirtschaftswerte/ Museumswerte

08.04.2017 - 18.06.2017

Ei­ne Aus­stel­lung zum 50-jäh­ri­gen Ju­bi­lä­um der Kunst­hal­le Düs­sel­dorf am Grab­beplatz

Die ers­te von ins­ge­samt vier pro­gram­ma­ti­schen Aus­stel­lun­gen im Ju­bi­lä­ums­jahr trägt den Ti­tel Wirt­schafts­wer­te / Mu­se­ums­wer­te und geht ex­pli­zit auf die Ge­schich­te seit Neu­grün­dung der Kunst­hal­le ein, man könn­te sa­gen: PRO­SPEC­TRET­RO­SPECT aus heu­ti­ger Sicht und im da­ma­li­gen Sin­ne.
Da­mals vor­dring­li­che, ex­pe­ri­men­tel­le und we­nig bis nicht eta­blier­te Strö­mun­gen und Po­si­tio­nen aus­ge­stell­ter Künst­ler/in­nen und Wer­ke zäh­len heu­te zu­meist zum Be­stand in­ter­na­tio­na­ler mu­sea­ler Samm­lun­gen und sind da­mit ka­no­ni­siert. Der Schwer­punkt un­se­rer Aus­stel­lung wid­met sich den Jah­ren von 1966 bis 1981. An­hand der en­gen Ko­ope­ra­ti­on mit dem Ste­de­li­jk Mu­se­um voor Ac­tue­le Kunst Gent (S.M.A.K., neu ge­grün­det 1980) prä­sen­tie­ren wir un­se­re Aus­wahl­samm­lung ei­nes musée ima­gi­n­ai­re.
Aus­gangs­punkt sol­len Kunst­wer­ke sein, die in be­son­de­rer Wei­se den „Geist“ und die eu­ro­päi­schen Quer­ver­bin­dun­gen zwi­schen der bel­gi­schen und der deut­schen Kunst­sze­ne in­ner­halb die­ser Künst­ler­ge­ne­ra­ti­on re­flek­tie­ren und do­ku­men­tie­ren. Die be­son­de­re geo­stra­te­gi­sche Si­tua­ti­on des Rhein­lands und sei­ner un­mit­tel­ba­ren Nach­barn Nie­der­lan­de und Bel­gi­en ge­nießt ei­nen ho­hen Stel­len­wert. Nä­he bei gleich­zei­ti­ger Dif­fe­renz, kon­zep­tu­ell-sinn­li­che In­ter­es­sen und frucht­ba­re Be­geg­nun­gen zwi­schen Künst­lern, Ga­le­ris­ten, Samm­lern und In­sti­tu­tio­nen bil­den die in­halt­li­che Fo­lie für die Aus­stel­lung. Düs­sel­dorf, Kre­feld, Mön­chenglad­bach, Le­ver­ku­sen und Köln auf der deut­schen Sei­te, Eind­ho­ven, Ant­wer­pen, Brüs­sel und Gent im Wes­ten be­fan­den sich im stän­di­gen Aus­tausch. Ga­le­rie-Neu­grün­dun­gen wie Wi­de Whi­te Space (1966 in Ant­wer­pen) und Aus­stel­lun­gen bei Kon­rad Fi­scher (1967 in Düs­sel­dorf) wa­ren Ma­ni­fe­sta­tio­nen die­ser neu­en Aus­rich­tung.

Ti­tel­ge­ben­de Ar­beit der Aus­stel­lung ist die In­stal­la­ti­on Wirt­schafts­wer­te von Jo­seph Beuys, erst­ma­lig 1980 in Gent bei Kunst in Eu­ro­pa na '68 ge­zeigt. Das Werk be­steht aus DDR-ty­pi­schen Le­bens­mit­teln auf spär­lich be­stück­ten, ein­fa­chen Ei­sen­re­ga­len als Ge­gen­bild zum Über­an­ge­bot west­li­cher Su­per­märk­te.
Ei­ne Kri­tik an der Weg­werf­ge­sell­schaft und am Um­gang mit le­bens­wich­ti­gen Res­sour­cen, zu de­nen Beuys im über­tra­ge­nen Sin­ne auch die mensch­li­che Krea­ti­vi­tät zähl­te. Um­rahmt wer­den die Re­ga­le von klas­si­schen Ge­mäl­den aus der Samm­lung des Mu­se­um Kunst­pa­last, je­weils zur Zeit von Karl Marx ent­stan­den.
Ein wei­te­res, we­sent­li­ches Ex­po­nat von da­mals ist der Iko­nen­raum, den Imi Knoe­bel in Gent rea­li­sier­te und der heu­te als Gen­ter Raum in der Samm­lung des Lan­des Nord­rhein-West­fa­len im K21 prä­sen­tiert wird.
Wer­ke aus der le­gen­dä­ren S.M.A.K.-Aus­stel­lung Kunst in Eu­ro­pa na '68 und aus den Samm­lun­gen des Hau­ses – dar­un­ter Ar­bei­ten von Yves Klein und An­dy War­hol – fä­chern die Band­brei­te des da­ma­li­gen Kunst­schaf­fens wei­ter auf, ste­hen aber auch für den zen­tra­len Un­ter­schied zwi­schen Kunst­hal­le und Kunst­mu­se­um, das in der La­ge ist, Kunst­wer­ke zu er­wer­ben und da­mit für die Öf­fent­lich­keit in Be­sitz zu neh­men.
Die par­al­lel im K21 statt­fin­den­de Über­blicks­schau Mar­cel Broodtha­ers. Ei­ne Re­tro­spek­ti­ve über das viel­fäl­ti­ge Werk des bel­gi­schen Künst­lers (1924-1976) rückt ei­nen wei­te­ren zen­tra­len und bis heu­te re­le­van­ten Zeit­ge­nos­sen ins Zen­trum der ak­tu­el­len Düs­sel­dor­fer Auf­merk­sam­keit. Broodtha­ers‘ im Um­feld von Pop Art, Mi­ni­mal Art und Kon­zept­kunst ent­stan­de­nes Œuvre stellt ei­ne über­aus kri­ti­sche und ei­gen­wil­li­ge Po­si­ti­on in­ner­halb der avant­gar­dis­ti­schen Kunst­sze­ne dar. Sei­ne in­sti­tu­ti­ons­kri­ti­schen, in­stal­la­ti­ven und ki­ne­ma­to­gra­fi­schen Ar­bei­ten sind eben­so pa­ra­dig­ma­tisch für die­se Zeit und für die Kunst­hal­le, in der Broodtha­ers mehr­fach aus­stell­te. 1972 zeig­te er hier erst­ma­lig um­fas­send sein heu­te in der Kunst­samm­lung des Lan­des NRW be­find­li­ches Ad­ler­mu­se­um. 2010 wid­me­te ihm die Kunst­hal­le ge­mein­sam mit dem Kunst­ver­ein für die Rhein­lan­de und West­fa­len ei­ne Hom­mage: Von rea­ler Ge­gen­wart. Mar­cel Broodtha­ers heu­te.

Mit der Aus­stel­lung Wirt­schafts­wer­te / Mu­se­ums­wer­te wird die Kunst­hal­le Düs­sel­dorf tem­po­rär zum Ort ei­ner mu­sea­len Aus­stel­lung und the­ma­ti­siert da­mit auch die ak­tu­el­le Fra­ge nach dem Stel­len­wert und der Wahr­neh­mung im Pro­fil von Häu­sern mit und oh­ne ei­ge­ner Samm­lung. Der Wer­te­wan­del im Mu­se­um, im Kunst­sys­tem und in der Ge­sell­schaft seit den 1960er Jah­ren, auch die Fra­ge nach dem kri­ti­schen Um­gang mit mit die­ser Ge­schich­te und ih­rer Be­deu­tung für die Künst­ler spie­len ei­ne Rol­le. In­ner­halb der letz­ten 50 Jah­re hat sich in al­len Be­rei­chen un­se­rer Ge­sell­schaft ein ra­di­ka­ler Wan­del voll­zo­gen, mit der Stu­den­ten­be­we­gung 1968, dem Zu­sam­men­bruch des Ost­blocks und dem di­gi­ta­len Wan­del sei­en drei Bei­spie­le ge­nannt.
Eben­so ha­ben der seit et­wa 1980 ein­set­zen­de Mu­se­ums­boom und Groß­aus­stel­lun­gen wie West­kunst, von hier aus oder Bil­der­streit, die star­ke Zu­nah­me der „Even­ti­sie­rung“ der Kul­tur, ver­bun­den mit ei­nem Boom von Kunst­mes­sen, Bi­en­na­len und der neu­en Rol­le des Kul­tur­spon­so­rings, so­wie der Um­zug der Bun­des­re­gie­rung aus dem Rhein­land in die neue „Krea­tiv­me­tro­po­le“ Ber­lin, als auch De­bat­ten um ei­ne so­ge­nann­te „Sie­ger­kunst“ (Wolf­gang Ull­rich) und vie­le an­de­re The­men ei­nen bis­her kaum in al­len Di­men­sio­nen nach­voll­zieh­ba­ren Wer­te­wan­del ein­ge­lei­tet, bei dem Kunst häu­fig als Wa­re, als De­ko­ra­ti­on, als Pres­ti­ge- oder Spe­ku­la­ti­ons­ob­jekt eher ne­ga­tiv kon­no­tiert wird: Kunst = Ka­pi­tal.
Wie sei­ner­zeit Jo­seph Beuys möch­ten wir heu­te den Blick po­si­tiv auf die le­bens­er­hal­ten­den und hei­len­den Ei­gen­schaf­ten des „Nah­rungs­mit­tels oder Treib­stoffs“ Kunst len­ken, um ins­be­son­de­re in ei­ner Zeit der zu­neh­mend sinn­lo­sen Ver­schwen­dung für ei­nen be­wuss­te­ren Um­gang mit (die­sen) wert­vol­len und Wer­te bil­den­den Res­sour­cen zu sen­si­bi­li­sie­ren. Ei­ne tem­po­rä­re auf den Um­gang mit der Zeit hin­wei­sen­de In­stal­la­ti­on wird die Fort­set­zung von On Ka­wa­ras ONE MIL­LI­ON YE­ARS – PAST AND FU­TURE aus dem Jah­re 1969 im Rah­men der Aus­stel­lung sein, die von zwei Per­so­nen par­al­lel in der Aus­stel­lung ge­le­sen wird.

Mit Gio­van­ni An­sel­mo, Art & Lan­gua­ge, Bernd & Hil­la Be­cher, Jo­seph Beuys, Mar­cel Broodtha­ers, Da­ni­el Bu­ren, Chris­to, Tony Cragg, Han­ne Dar­bo­ven, Bra­co Di­mit­ri­je­vić, Jim Di­ne, Hans-Pe­ter Feld­mann, Bar­ry Flana­gan, Lu­cio Fon­t­a­na, Jef Geys, Gil­bert & Ge­or­ge, Hans Haa­cke, On Ka­wa­ra, Yves Klein, Imi Knoe­bel, Jan­nis Kou­n­el­lis, Bernd Lo­haus, Ri­chard Long, Nam Ju­ne Pa­ik, Blin­ky Pa­ler­mo, Pa­na­ma­ren­ko, Ger­hard Rich­ter, Die­t­er Roth und An­dy War­hol, Raum-In­ter­ven­ti­on: Ri­chard Ven­let

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