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Zitadelle Spandau Museum für Stadtgeschichte


Am Juliusturm 64
13599 Berlin
Tel.: 030 354 944 264
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Öffnungszeiten:

tägl. 10.00-17.00 Uhr

Pavel Feinstein: Der Biss der Muse

23.09.2011 - 29.01.2012
Die Bilder des Malers Pavel Feinstein faszinieren, locken und befremden zugleich. 1960 in Moskau geboren, wuchs Feinstein in Duschanbe, im heutigen Tadschikistan, auf. Nach seiner Übersiedlung nach Deutschland, 1980, begann er seine künstlerische Ausbildung an der Hochschule der Künste in Berlin, die er 1985 abschloss. Seitdem lebt und arbeitet der Künstler in Berlin - malerisch konsequent einen altmeisterlichen Stil verfolgend, der sich jedoch in der Themenwahl und auch Ausarbeitung weit von konservativen Bildern dieses Stils unter- scheidet.Es ist unmöglich, seine Bilder in irgendeine Richtung ein- zusortieren, sie alle sind eigen, ungewöhnlich und besitzen eine bannende, anziehende Wirksamkeit, gerade weil sie häufig anscheinend naturalistisch gemalt, gut gezeichnet und dann inhaltlich so bodenlos beunruhigend sind. Thematisch bewegen sich seine Arbeiten im traditionellen kunsthistorischen Umfeld: Stillleben, Akte und Porträts, sind seit Jahrhunderten die klassischen Sujets der Malerei - doch hier beginnen die Besonderheiten der Werke Feinsteins.Seine brillant altmeisterlich gefassten Stillleben spielen in dunklen, engen Räumen, ihr Vokabular setzt sich aus Früchten in glühenden Farben zusammen, die aufgeschnitten sich darbieten, wenige kostbare Schüsseln oder auch feine Gläser sind hinzugesetzt, und komplettiert werden diese Ansichten häufig durch Fischkörper, die mit weißen Tüchern verbunden scheinen und daher etwas Fremdes, Fragwürdiges und Beunruhigendes in das Bild einführen. Es ist in vielen seiner Arbeiten dieser Gegensatz von warmer, einladender Malerei und Thematik, die dann in der Kombination von Überraschendem, Unheimlichen eine surreale Wirksamkeit entfaltet. Irritationen, die der Künstler in seine Bilder einfügt, finden sich überall - seine Figurenbilder etwa, die mit den Erinnerungen an stereotype Darstellungen von Juden spielen, subversive Verschiebungen von Wirklichkeitsfragmenten und Traumbildern, von Konventionen und Absurditäten. Affenbilder, großartig gefasst, häufig nach Streifzügen durch den Zoo gemalt, den Feinstein wiederkehrend als "Studienort" aufsucht, die inhaltlich an Pieter Bruegel oder auch William Hogarth erinnern. Es ist zudem die spanische Malerei des 17. Jahrhunderts, die den Maler beschäftigt, vor allem Francisco de Goya und Diego Velazquez hinterlassen ihre Spuren in seinen Bildern, es ist das Bodenlose, Fragwürdige der Existenzen von Goya und die Würde und malerische Delikatesse bei Velazquez, die in Feinsteins Werken verarbeitet wird. Das 17. Jahrhundert mit seiner grandiosen niederländischen Still- lebentradition und die Weiterentwicklung dieses Themas bei Paul Cézanne beschäftigen den Maler zudem deutlich. Feinsteins Arbeiten spiegeln die Auseinandersetzung mit den Vor- gängern und bilden daraus etwas völlig Neues, sich im eigenen Malgestus und Rhythmus bewegende Variationen des Lebendigen und Vergänglichen. Es sind sinnliche Bilder, leidenschaftlich gemalte Variationen über das Thema Leben und Tod - auch die kraftvollen Akte und Porträts strahlen dieses ambivalente Wechselspiel aus. Es sind die Körper von Menschen, Tieren, Früchten, die oft schwankend, fallend in den Bildraum gesetzt werden, von Dunkelheit hinterfangen, leuchten die Dinge aus den Tiefen hervor. Es gibt einen auffallenden Sinn für das Absurde bei Pavel Feinstein, der immer wieder aufblitzt und es ist ein melancholischer Humor, der die Vergänglichkeit und auch Schwächen seiner Protagonisten kennt und ihnen mit Sympathie und malerischer Größe in seinen spannungsvollen Bildern zu begegnen weiß.

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