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KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Willy-Brandt-Haus


Wilhelmstraße 140 / Stresemannstr. 28
10963 Berlin
Tel.: 030 259 93 700
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 12.00-18.00 Uhr

Der dritte Blick

03.10.2015 - 07.11.2015

Im Oktober 2015 jährt sich die Deutsche Einheit zum 25. Mal – ein Prozess, den Menschen bis heute auf unterschiedliche Weise mitgestalten. Zu diesem Anlass zeigt Perspektive hoch 3 e.V. in Kooperation mit dem Freundeskreis Willy-Brandt-Haus eine Ausstellung mit Positionen von Fotografinnen und Fotografen, die in den 1970er und 1980er Jahren in der DDR geboren wurden. Sie sind Teil einer Generation, um die sich in den vergangenen Jahren unter Begriffen wie "Dritte Generation Ostdeutschland" oder "Wendekinder" eine Diskussion entfacht hat.
Die Ausstellung fragt danach, wie die Umbruchserfahrungen der Fotografinnen und Fotografen im wiedervereinigten Deutschland ihr Leben und ihre künstlerische Praxis prägen. Welche Themen nehmen sie in den Fokus? Wie begreifen sie Herkunft, Identität und Globalisierung? Welche Reflexionsräume eröffnen sie über das Medium Fotografie? Filmische Kurzporträts von Dörte Grimm und Nadja Smith begleiten die Positionen und stellen Bezüge zu biografischen und gesellschaftspolitischen Ereignissen her.
Wegen seines dokumentarischen Charakters eignet sich das Medium Fotografie besonders für die Auseinandersetzung mit in diesem Kontext relevanten Themen, wie zum Beispiel Erinnerungskultur, Identität oder gegenwärtige soziale Realitäten. Eines der beliebtesten Sujets der aktuellen Kunst ist die Auseinandersetzung mit geschichtlichen Themen. Dabei setzen die Künstler den Fokus vor allem auf die Vielschichtigkeit von Vergangenheit und Gegenwart, wie Luise Schröder ("Arbeit am Mythos"). Sie aktualisieren historische Themen durch Reinszenierungen, wie Andreas Mühe ("Obersalzberg" und "Wandlitz") und durch investigativdokumentarische Projekte, wie Anne Heinlein ("Wüstungen"). Und sie setzen sich mit architektonischen Erinnerungsträgern auseinander, wie Margret Hoppe ("Die verschwundenen Bilder", "Die Kammer") oder Marc Marquardt ("Lot", "Datschen").
Auch die postkommunistische Gegenwart machen Künstler zum Thema ihrer Werke. Mit dem Verlust ganzer Industriezweige und dem Demografiewandel in ostdeutschen Regionen beschäftigt sich Sven Gatter ("Kohlenschläger", "Goitzsche"). Um Fragen der Identität in gesellschaftspolitischen und familiären Umfeldern kreisen die Positionen von Paula Winkler („Centerfolds“ und Ina Schoenenburg ("Blickwechsel"quot;). Julian Röder ("Mission and Task", "Human Resources") untersucht Aspekte von Macht und Ökonomie in einer globalisierten Welt. Mit ihren Positionen produzieren die Künstlerinnen und Künstler der Umbruchsgeneration neue Formen des gesellschaftlichen und kulturellen Wissens. Aus ihrer Praxis heraus entstehen alternative Perspektiven für eine Erinnerungskultur, die ansonsten vor allem in Form von Nationalfeiertagen oder starren Monumenten konstruiert wird. So liefern sie wichtige Kapitel für das kollektive Gedächtnis von morgen, Modi der Aufarbeitung und – ihr vielleicht wichtigster gesellschaftlicher Beitrag – kritische Bilder von Deutschland und Europa.
Perspektive hoch 3 e.V. ist ein unabhängiger, überparteilicher und selbstorganisierter Verein, der im Sommer 2013 von zwölf um 1980 herum geborenen Menschen aus Ost und West gegründet wurde. Zentrales Anliegen des Vereins ist es, die Erfahrungen und Sichtweisen der so genannten Dritten Generation Ostdeutschland in die gesellschaftlichen Debatten einzubringen. Damit soll ein aktiver Beitrag geleistet werden, die Vielfalt der in Deutschland und Europa lebenden Menschen sichtbar zu machen, zu verstehen und weiterzuentwickeln. Der Verein initiiert verschiedene kulturelle und wissenschaftliche Formate, um die eigenen Erfahrungen und Positionen mit den Perspektiven möglichst vieler Menschen und Akteursgruppen zu teilen und zu kontrastieren, um letztlich zu einem multiperspektivischen Dialog über deutsche und europäische Gegenwart und Zukunft zu gelangen.

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