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Sprengel Museum Hannover


Kurt-Schwitters-Platz
30169 Hannover
Tel.: 0511 168-43875
Homepage

Öffnungszeiten:

Di 10.00-20.00 Uhr
Mi-So 10.00-18.00 Uhr

"Fünf Treppen zum Dach. Mine und Rose erzählen von Hannah Höch"

16.09.2012 - 27.01.2013

Eine Ausstellung für Kinder auf dem Museumsplatz
„Hinter dem großen Atelierfenster in Berlin-Friedenau ziehen große graue Wolken vorbei. Nur ab und zu ist ein Stückchen blauer Himmel zu sehen. Die beiden Puppen haben viel Zeit.“
Die beiden Puppen, das sind Mine und Rose. Sie beziehen sich auf die von Hannah Höch (1889-1978) zwischen 1916 und 1918 angefertigten Puppen aus vorgefundenen Materialien, verschiedenen Textilien, Knöpfen, Perlen und Karton. Zwei ihrer Puppen wurden 1920 auf der Ersten Internationalen Dada-Messe in Berlin gezeigt und aus diesem Anlass Dada-Puppen genannt. Gabriele Struck hat den beiden Puppen in ihrer Erzählung die Namen Mine und Rose gegeben und sie so gemeinsam mit den Illustrationen von Petra Grapow-Steffens in ihrem Bilderbuch zum Leben erweckt.
Mine und Rose durchstöbern die Dachwohnung von Hannah Höch. Die Künstlerin ist nicht zu Hause. Sie arbeitet dreimal die Woche in einem Zeitungsverlag, um Geld zu verdienen. Mine und Rose finden Fotos, Briefe und andere Dokumente und erzählen vom Leben, der Familie und den Dada-Freunden der Künstlerin. Dabei berichten sie von Raoul Hausmann, dem Freund von Hannah Höch, und vom Dadaismus selbst und der Ersten Internationalen Dada-Messe, erklären die Fotomontage, mit der Hannah Höch bekannt geworden ist, und reden über Kurt Schwitters, mit dem Hannah Höch eine lebenslange Freundschaft verband:
„Erst vor kurzem hat Kurt Schwitters eine Kostprobe seiner beeindruckensten Kompositionen in Hannahs Wohnung vorgetragen. Jeder Gast musste 2 Mark Eintritt bezahlen und bekam für sein Geld zu später Stunde auch noch Märchen erzählt“
Und wenn Hannah Höch Kurt Schwitters in Hannover besuchte, dann „fuhr Hannah zusammen Kurt auf einem Fahrrad in die Eilenriede (...). Manchmal nahmen sie auch Kurts kleinen Sohn Ernstelmann mit.“ Wie im Flug vergeht die Zeit und plötzlich hören die beiden Puppen Schritte auf den fünf Treppen zum Dachgeschoss. Hannah Höch steckt den Schlüssel ins Schloss – und Mine und Rose schaffen es in letzter Sekunde, sich auf Fensterbrett und Regal zu setzen.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen die Originalzeichnungen des Bilderbuches und ausgewählte Bilder von Hannah Höch und Kurt Schwitters. Der Nachbau eine der Puppen von der in Frankfurt lebenden Künstlerin Silke Wagner wird ebenfalls zu sehen sein.
Eingerahmt wird diese Präsentation von einer Installation, die die Dachwohnung beziehungsweise das Atelier mit den von der Künstlerin so geliebten Kakteen, einer Hutschachtel, der Staffelei und vor allem mit dem Vorratsversteck, das Kurt Schwitters in ihrer Wohnung angelegt hatte, nachempfindet. In diesem Versteck lagerte er gefundene Utensilien für seine Collagen.
Darüber hinaus entsteht ein Atelier für die kleinen und großen Besucher der Ausstellung, in dem Papier und Material, Kleber und Schere bereitliegen, um selbst Fotocollagen herzustellen. Anschließend kann der Arbeitstisch zur Bühne werden, die sogenannten Merzgedichte wie an den Merzabenden bei Hannah Höch vorzutragen. Und es gibt auch einen „Garten“, denn Hannah Höch liebte Pflanzen, vor allem ihre Kakteen und insbesondere Blumen – jeder kann da eine Blume für Hannah Höch basteln, so dass am Ende ein bunter Blumengarten entsteht.
Hannah Höch wird 1889 in Gotha geboren. 1912 geht sie nach Berlin, um an der Kunstgewerbeschule zu studieren. 1915 lernt sie Raoul Hausmann kennen, mit dem sie bis 1922 in einer komplizierten Liebesbeziehung verbunden ist. Seit 1916 arbeitet sie während des Studiums als Entwurfszeichnerin im Ullstein Verlag. 1920 stellt sie neben den Puppen die berühmte Montage „Schnitt mit dem Küchenmesser Dada durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands“. Mit dieser bizarren Reflexion der Weimarer Republik wird sie eine der wichtigen Vertreter der Berliner Dada-Gruppe und mit der Entwicklung ihres Werkes zu einer der bedeutendsten deutschen Künstlerinnen der Klassischen Moderne.
Von 1917 bis 1926 lebt sie in dem Dachatelier in der Büsingstrasse 16 in Berlin-Friedenau. Die Jahre des zweiten Weltkrieges verbrachte die Künstlerin sehr abgeschieden in einem kleinen Haus in Berlin-Heiligensee, dass sie von 1939 bis zu ihrem Tod 1978 bewohnte. Sie hatte einen großen Garten, drei Hühner, die Schneeweißchen, Rosenrot und Hühni hießen, einen Hund und eine Katze mit dem Namen Nin. Aus diesen Tiernamen haben die beiden Autorinnen des Bilderbuches die Namen Mine und Rose abgeleitet.
Das Bilderbuch „Fünf Treppen zum Dach. Mine und Rose erzählen von Hannah Höch“ ist 2002 im Bostelmann Siebenhaar Verlag, Berlin, erschienen.
Die beiden Autorinnen:
Gabriele Struck, geb. 1959 in Hannover, lebt in Potsdam und schreibt Radiofeatures und Bücher für Kinder und ist als darüber hinaus als Ausstellungskuratorin tätig. Petra Grapow-Steffens, geb. 1967 in Hamburg, lebt als Lehrerin und Illustratorin in Zürich.
Das „Atelier“ von Hannah Höch steht zum Stöbern, Entdecken und Malen allen Kindern offen. Viel Spaß!

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