Reinhart am Stadtgarten

Zwei der bedeutendsten Schweizer Künstler des 19. Jahrhunderts auf dem Gebiet der Medaillen waren in Winterthur tätig. Johann (1774–1851) und Friedrich Aberli (1800–1872) arbeiteten als Vater und Sohn eng zusammen, schufen einen Teil der insgesamt gut 65 Medaillen gemeinsam und waren auch sehr gute Graveure von Siegel- und Münzstempeln. Dennoch sind sie kunstgeschichtlich weitgehend Unbekannte geblieben; die Literatur über sie ist schmal und fehlerhaft. Dazu hat nicht zuletzt die Tatsache, dass ihr Nachlass über mehrere öffentliche Sammlungen verteilt und zum Teil zerstreut ist, beigetragen.
Das Münzkabinett Winterthur besitzt nahezu alle Medaillen der beiden Aberli sowie Arbeitsproben der Siegel und hat diesen Bestand in den letzten 20 Jahren durch Ankäufe und Geschenke ausgebaut. In der Studienbibliothek der Winterthurer Bibliotheken sind Teile des privaten Nachlasses der beiden Künstler und das Schweizerische Nationalmuseum in Zürich besitzt die Arbeitssammlung von Johann Aberlis Medaillenkopien anderer Künstler.
Im Zusammenhang mit der «Home Grown»-Ausstellung des Museums Oskar Reinhart ergibt sich nun zum ersten Mal die Gelegenheit einer kleinen Retrospektive, die das ganze Werk umfasst und besonders auch die Tätigkeit der beiden Künstler als Münzgraveure beleuchtet. Die Ausstellung ist ein Beitrag des Münzkabinetts zum Stadtjubiläum «Winterthur750», denn Friedrich Aberli schuf die Medaille zum Stadtrechtsjubiläum im Jahre 1864, die noch 1964 als so aktuell galt, dass sie in moderner Umsetzung neu herausgegeben wurde.