Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel
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Olaf-Gulbransson-Museum

Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel
Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel
Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel
Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel

Kurgarten 5
83684 Tegernsee
Tel.: 08022 33 38
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-17.00 Uhr

Honoré Daumier: Das Bankwesen und die Börse

17.10.2010 - 06.02.2011
Panik an der Börse – keine aktuelle Schlagzeile aus der Zeitung, sondern Titel einer von etwa 70 Karikaturen, die demnächst im Olaf Gulbransson Museum zu sehen sind: Vom 17. Oktober 2010 bis 6. Februar 2011 widmet sich das Museum dem französischen Karikaturisten Honoré Daumier und seinem gezeichneten Verhältnis zum Bankenwesen. In weit über 200 lithographischen Bildsatiren, von denen erstmals 70 Blätter in thematischer Verbundenheit ausgestellt werden, zielte der französische Karikaturist Honoré Daumier auf die Darstellung der Beziehung von Geld und Gesellschaft. Daumier war der wohl bedeutendste französische Karikaturist des 19. Jahrhunderts. Er kam jung nach Paris, wo er sich weitgehend selbstständig als Lithographie-Zeichner, Maler und Plastiker ausbildete. Als Zeichner und Mitarbeiter widmete er sich in den ersten regelmäßig erscheinenden Karikaturzeitschriften La Caricature von 1830 bis 1835 und Le Charivari von 1832 bis 1875 der politischen Satire und Sittendarstellungen, häufig in Serien. Sein präziser und klarer Stil, in dem er mit sparsamsten Mitteln größte Ausdruckskraft erzielte, erhob die Lithographie zur hohen Kunst. Das lithographische Gesamtwerk von Daumier umfasst etwa 4.000 Blätter, wovon dem Olaf Gulbransson Museum durch großzügige Schenkung der Walter Kames Stiftung über ein Drittel gehört. In der dritten Sonderausstellung aus dem Eigenbestand des Museums geht es nun hochaktuell auf die Sorgen und Nöte der Finanzwelt. Die Absichten dieser Karikaturen Daumiers reichen oft über die Ebene des Geldes hinaus in die politisch-soziale. Einen Schwerpunkt bilden die Darstellungen des Robert Macaire, ein typischer Vertreter der Finanz- und Geschäftswelt des Bürgertums zu Beginn des Hochkapitalismus. Ursprünglich eine Theaterfigur, agiert dieser bei Daumier nicht nur als Aktionär fiktiver Geschäfte und als Spekulant von nicht existierenden oder bankrotten Gesellschaften, sondern auch als scheinheiliger Moralist, als käuflicher und bestechlicher, ja menschenverachtender Zyniker zugunsten profitabler Geschäfte. Daumier zeigt Börsenspekulanten und ihre großen und kleinen Opfer, zeigt die Schicksale derjenigen, die den Intrigen und Machenschaften in der Finanzwelt zum Opfer fallen, geißelt die Herrschaft des Geldes, die Machtergreifung der Finanzbourgeoisie und kritisiert das defizitäre Bankenwesen, Spekulation und Wucher, Steuer und Zins, Schuldschein und Aktien. So wird in vielen seiner Karikaturen das Geld als Grundübel der modernen Gesellschaft, als Gegenpol zu Authentizität, Liebe und Moral und als eine die menschlichen Beziehungen radikal verdinglichende und damit entfremdende Institution dargestellt – womit Daumier eine Betrachtungsweise des Geldes liefert, die in nahezu allen Epochen anzutreffen ist, in denen kritisch über das Geld nachgedacht wird: Daumier ist aktuell.

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