Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel
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Olaf-Gulbransson-Museum

Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel
Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel
Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel
Olaf-Gulbransson-Museum Tegernsee, Foto: Martin Fengel

Kurgarten 5
83684 Tegernsee
Tel.: 08022 33 38
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-17.00 Uhr

Gabor Benedek: Strichworte

27.07.2014 - 02.11.2014

Nach einer Stunde lockeren Plauderns, in der Gabor Benedek die Hände wie ein Dirigent bewegte, so als wären seine Sätze Musik, nach einer Stunde also legt er ein überraschendes Bekenntnis ab: „Wenn man 40 Jahre lang beruflich das Negative suchen muss und sieht, dass Eitelkeit, Habgier und Macht-streben sich unverändert großer Beliebtheit erfreuen, wird man zwangsläufig zu einem schizophrenen und pessimistischen Zeitgenossen.“ Der Satz klingt bitter, vor allem, wenn man ihn liest. Doch Benedek hat ihn gelassen ausgesprochen, und anstelle einer bedeutungsschweren Pause, in der sich die Wucht der Aussage entfalten könnte, kommt ein spitzbübischer Nachsatz: „Dass es bei mir noch nicht zu einer schwerwiegenden Persönlichkeitsspaltung gekommen ist, liegt wohl nur daran, dass ich seit 38 Jahren mit einer Psychoanalytikerin verheiratet bin.“…
Immerhin ist Benedek einer, der den Menschen hilft, die Welt zu verstehen. Benedek kann das: einen Vorgang so zuspitzen, dass das Bild beim Betrachter einen Geistesblitz auslöst. Na klar, so ist das! Dazu braucht er keine Sprechblasen oder erklärende Unterzeilen, ihm genügen ein paar feine Striche, die das Wesen des Karikierten gründlicher enthüllen als jede Fotografie. Oft gerät das Strichmännchen ins Zentrum einer kleinen Geschichte, es kann darin eine glänzende Rolle spielen oder eine ruhmlose (meist ist es Letzteres), es kann zum Spielball anderer Mächte werden oder seine Macht gnadenlos ausspielen, je nach Lage der Dinge. An guten Tagen – und Benedek, das darf man sagen, hat fast nur solche– gelingt es dem Karikaturisten, den Aberwitz der Politik in einen Witz zu verwandeln. Für einen Moment ist der Mächtige dem Gelächter preisgegeben. Doch leider, recht viel mehr vermag Satire nicht.
Benedek macht sich keine Illusionen: „Die politische Karikatur wird die Welt nicht verändern.“ Aber gänzlich in Resignation versinken möchte er auch wieder nicht: „Ich bin überzeugt, dass – wenn überhaupt – nur die schonungslose und bitterböse Satire etwas bewirken kann.“ Aber gerade die müsse auf hohem Niveau daherkommen und nicht etwa „unter die Gürtellinie gehen“. Man kann schon mal konstatieren: Wen Benedek in die Mangel nimmt, darf mit einer stilvollen Hinrichtung rechnen.

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