Neue Nationalgalerie (Foto: Maximilian Meisse)
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Neue Nationalgalerie

Neue Nationalgalerie (Foto: Maximilian Meisse)
Neue Nationalgalerie (Foto: Maximilian Meisse)

Potsdamer Str. 50
10785 Berlin
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seit 1. Januar 2015 für mehrere Jahre geschlossen

Marsden Hartley Die deutschen Bilder / The German Paintings 1913-1915

05.04.2014 - 29.06.2014

Erstmals in Europa werden in einer Museumsausstellung die Gemälde vorgestellt, welche der amerikanische Künstler Marsden Hartley vor genau einhundert Jahren in Berlin malte. In New York zählte Hartley seit 1909 zum Künstlerkreis um die Avantgardegalerie „291“ des Fotografen Alfred Stieglitz. Im Jahre 1912 reiste er nach Paris, Anfang 1913 nach Berlin, wo er bis Ende 1915 blieb. Mit einer Einzelausstellung der hier geschaffenen Werke in einer Galerie am Brandenburger Tor verabschiedete sich Hartley aus der deutschen Hauptstadt. Ein Jahrhundert später sind diese noch heute zeitgenössisch wirkenden Bilder wieder in Berlin zu sehen.
Hartleys Bilder zeichnen sich durch leuchtende Farben und explosive Formen aus. Sie sind eindrückliche Reaktionen auf das Zeit- und Kunstgeschehen dieser Jahre, u. a. in Auseinandersetzung mit Pablo Picasso, Robert Delaunay, Wassily Kandinsky und Franz Marc, zugleich entwickeln sie eine ganz eigene prägnante Bildsprache. Wie bei den Künstlern des „Blauen Reiter“, die Hartley bei seinem Aufenthalt in Deutschland persönlich kennenlernte, finden sich Elemente der Volkskultur, etwa der bayrischen Hinterglasmalerei, darin. Zugleich fließen asiatische und indianische Motive in die Bilder ein.
In Berlin erlebte Hartley den Beginn des Ersten Weltkriegs. Im Zentrum der Ausstellung stehen Gemälde, die Tod und Trauer reflektieren. In der Vorkriegszeit war der Künstler noch von den Militärparaden des Kaiserreichs fasziniert gewesen. Besonders angetan hatte es ihm der deutsche Offizier Carl von Freyburg, den er in Paris kennengelernt hatte und dem er nach Berlin gefolgt war. Als dieser bereits zwei Monate nach Kriegsbe-ginn fiel, entstand die wichtigste Werkreihe Hartleys, mit dem „Porträt eines deutschen Offiziers“ im Mittelpunkt.
Das „Porträt eines deutschen Offiziers“ ist ein symbolisches Bildnis, zusammengesetzt aus Fahnen, Orden und Uniformbestandteilen. Es zeigt kein Gesicht, keinen Körper. Das heute im Metropolitan Museum of Art in New York befindliche Hauptwerk Hartleys ist innerhalb der Ausstellung zu sehen. Dieses farbstarke Bild, das zunächst abstrakt wirkt, ist ein Gedenkbild, das sich als gegenständlich erweist. Die Ausstellung entschlüsselt die Symbolik des Bildes und die zugrunde liegenden Militaria. Die Ausstellungsarchitektur in Gestalt des von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Eisernen Kreuzes folgt dieser Bildsymbolik des Gedenkens.
In der auf dreißig hochkarätige Werke aus den Jahren 1913 bis 1915 konzentrierten Schau sind darüber hinaus Beispiele jener „Mystischen Bilder“ zu sehen, mit denen Hartley im „Ersten Deutschen Herbstsalon“ vertreten war, den der Leiter der Galerie und gleichnamigen Zeitschrift „Der Sturm“, Herwarth Walden, im September 1913 organisiert hatte. Gezeigt werden zudem Werke aus Hartleys „Amerika“-Serie, die ebenfalls vor einhundert Jahren in Berlin entstanden sind.

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