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Museum Würth


Reinhold-Würth-Str. 15
74653 Künzelsau
Tel.: 07940 15 2200
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Nasen riechen Tulpen

19.06.2008 - 06.01.2009
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts suchte die Avantgarde der bildenden Kunst nach neuen Quellen der Inspiration sowie, damit einhergehend, nach neuen gestalterischen Ausdrucksformen und fand sie unter anderem in der Kunst der Außenseiter, auch der psychisch Kranker und Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Für die Kunst dieser Gruppen, die keinerlei Bezug zum übrigen Kunstbetrieb zu haben schien und nur ihren eigenen Gesetzen folgte, prägte der französische Künstler Jean Dubuffet (1901-85) den Begriff „Art Brut“. Er verstand darunter eine ungeschönte, unakademische, unbeeinflusste, unmittelbare und ungehemmte Kunst. In dieser Tradition sowie ihrer internationalen Aufnahme und Metamorphose zur so genannten „Outsider Art“, etablierte sich seit den siebziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts auch eine eigenständige künstlerische Szene von Künstlern mit geistiger Behinderung. In zahlreichen „betreuten Ateliers“, die seitdem in Europa entstanden, haben die Künstler nunmehr die Möglichkeit, ihre eigene bildnerische Sprache zu entfalten und sich ihrem Talent und ihren Fähigkeiten entsprechend als freischaffende Künstler zu verwirklichen. Während sich ihre Aktivitäten in Insiderkreisen zunehmend Geltung verschafft, bleibt ihre breitere öffentliche Wahrnehmung bis heute weitgehend marginal. Grund genug für das Sammlerehepaar Carmen und Reinhold Würth, das sich seit Jahren für die gesellschaftliche Integration von behinderten Mensche engagiert, den spannenden Dialog von Out- und Insider-Art aufzunehmen und ihm im Museum Würth eine Plattform zu bieten. Immerhin kann die Sammlung Würth, nicht nur rund 11.000 Werke verzeichnen, sondern innerhalb dieser beeindruckenden Anzahl auch einen eigenständigen Sammelbereich zur Kunst von Menschen mit intellektueller Beeinträchtigung. Dieser soll nun erstmalig in einer Auswahl von rund 70 Werken, im Verbund mit einer ebenfalls handverlesenen Auswahl von Werken so genannter „arrivierter Künstler“ der Sammlung Würth, wie etwa Jean Dubuffet, Arnulf Rainer, Peter Pongratz u. a. präsentiert werden. Die Würtheigenen Werke werden ergänzt durch eine Auswahl von Kunstwerke, die im Rahmen eines von Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V. initiierten Wettbewerbs aufgefallen waren. Des Weiteren werden Werke von Künstlern des Frankfurter Ateliers Goldstein, namentlich von Hans-Jörg Georgi, Christa Sauer und Birgit Ziegert die Schau bereichern und untermauern auf welchem Niveau sich diese Szene mittlerweile bewegt. Die Ausstellung, das ist der Wunsch der Veranstalter, soll deutlich machen, dass die Öffnung für die Outsiderkunst nicht nur aus sozialen Aspekten überfällig, sondern auch unter künstlerischen Aspekten anregend ist. Schließlich soll mit dem leider immer noch weit verbreiteten Gedanken, „dass es nur einigen wenigen Menschen vom Schicksal bestimmt ist, eine innere Welt zu haben, die es wert ist, ausgedrückt zu werden“ (Lucienne Peiry) aufgeräumt werden.

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