15.07.2006 - 07.01.2007
Mit seinen starkfarbigen, erzählerischen und immer wieder überraschenden Bildfindungen besetzt der österreichische Künstler Attersee seit Jahrzehnten eine höchst eigenwillige Position in der zeitgenössischen Kunst. Seine figurativen, oft fantastischen Arbeiten beschwören eine sinnliche, ekstatische, oft überschwängliche Welt, die stets zwischen dem expressionistisch Schöpferischen und der Deskription von erlebter Wirklichkeit changiert. Meist schwingt in ihnen skurriler, manchmal zotenhafter Wort- und Bildwitz, vor allem aber auch Ironie mit. Seine künstlerische Vielseitigkeit stellt Attersee darüber hinaus als Musiker, Lyriker, Bühnenbildner und Filmemacher unter Beweis.
Als Christian Ludwig in Bratislava (Preßburg) geboren und unter anderem am Attersee aufgewachsen, machte er 1965 den idyllisch im Salzkammergut gelegenen See zum Bestandteil seines Künstlernamens. In den 1960er-Jahren hatte er ebenso Anteil am Aktionismus wie an der Pop Art. Die Themen und Motive seiner Bilder bezog der Künstler aus der Welt industriell gefertigter Konsumartikel, die er in ebenso absurder wie subversiver Kombinatorik zu verbinden und bloßzustellen wusste: So prallen etwa die "klinisch reinen", geruchsneutralen Produkte der Kosmetikindustrie auf die sinnlich-lustvolle Ebene des Essens, der Speisen, aber auch des Ungenießbaren und Ekelerregenden. Surrealistische Impulse dieser Art bestimmen bis heute die Bildwelt des Künstlers.
Attersees Werk fand schon früh gewichtigen Eingang in die Sammlung Würth, die die österreichische Kunst der Moderne und der Gegenwart zu ihren Schwerpunkten zählt.
Zudem prägen zwei große Glasmosaiken des Künstlers das Entree der österreichischen Würth-Gesellschaft in Böheimkirchen bei Wien.
Mit der Attersee-Ausstellung, die in enger Kooperation mit dem BA-CA Kunstforum in Wien entstand, setzt das Museum Würth seine Reihe monografischer Betrachtungen zu zentralen Künstlerpersönlichkeiten der Sammlung Würth sinnfällig fort. Im vergangenen Herbst anlässlich des 65. Geburtstages von Christian Ludwig Attersee in Wien erstmals präsentiert, ist die Schau nun in Künzelsau - ergänzt um den Würth-eigenen Bestand - als zweite, jedoch stark modifizierte Station zu sehen. Rund 60 Arbeiten, vornehmlich großformatige Leinwandbilder und Bildzyklen der jüngsten Schaffensphase Attersees, dokumentieren in beeindruckender Weise eine neue Ausdruckskraft des Künstlers: Wie nie zuvor stellt Attersee seine Freude und ungehemmte Lust an der Produktion seiner Kunst unter Beweis und lotet dabei die Bruchstelle zwischen informeller, frei fließender Malerei und der Erzählkraft des Figurativen aus.