Museum Ludwig, Foto: Thomas Riehle
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Museum Ludwig

Museum Ludwig, Foto: Thomas Riehle
Museum Ludwig, Foto: Thomas Riehle
Museum Ludwig, Foto: Thomas Riehle
Museum Ludwig, Foto: Thomas Riehle

Hein­rich-Böll-Platz
50667 Köln
Tel.: 0221 221 261 65
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Remembering Forward. Malerei der australischen Aborigines seit 1960

20.11.2010 - 20.03.2011
Paddy Bedford, Emily Kame Kngwarreye, Queenie Mckenzie, Dorothy Napangardi, Rover Thomas, Ronnie Tjampitjinpa, Clifford Possum Tjalpaltjarri, Tim Leura Tjapaltjarri, Turkey Tolson Tjupurrula sowie Malerei auf Baumrinde von Binyinyuwuy, Tom Djawa, Gunguyuma und Samuel Lipundja aus der Art Gallery of New South Wales. Mit »Remembering Forward« zeigt das Museum Ludwig exemplarisch neun herausragende Positionen zeitgenössischer indigener Malerei der letzten 40 Jahre, die aus den Wüstenregionen im Zentrum und aus den Kimberley im Nordwesten Australiens stammen. Außerdem werden Gemälde auf Baumrinde aus Arnhem Land zu sehen sein, die um 1960 auf Initiative von Tony Tuckson und Stuart Scougall in die Art Gallery of New South Wales nach Sydney gelangten und damit eine frühe Würdigung als westlicher Kunst gleichwertiger Kunstproduktion erfuhren. Verbindliche Orientierung an überlieferten Traditionen und Mythen einerseits und eine aus westlicher Sicht höchst modern empfundene Bildsprache andererseits, das zeichnet bei allen regionalen Unterschieden die zeitgenössische Kunst der australischen Aborigines aus. Ihre Werke stehen damit in einem besonderen Spannungsverhältnis von Tradition und Moderne, von Vergangenheit und Gegenwart, von Lokalisierung und Globalisierung. Die Themen der ausgestellten Gemälde beziehen sich fast ausnahmslos auf Geschichten aus der »Dreamtime«, jener die Mythologie der Aborigines bestimmenden Zeit, in der Welt und Menschen geschaffen wurden und die Vergangenheit,Gegenwart und Zukunft zugleich umspannt. Seit den 1970er Jahren verwendeten Künstler zunehmend moderneMaterialien, zumeist Acrylfarben und Leinwand. Ihre Bilder und die dargestellte Dreamings verließen damit den rituellen Bereich der indigenen Kultur und wurden als Kunstwerke in Galerien gehandelt und von Museen gesammelt. Die Künstler wurden so zu wichtigen interkulturellen Botschaftern, die den Prozess der Anerkennung von Bürger- und Landrechten entscheidend beeinflussten. Im Zusammenspiel mit den neuen Materialien gelangten viele Künstler zu höchst innovativen Darstellungsformen, die auf den ersten Blick an westliche, ungegenständliche Malerei erinnern, zugleich aber konkrete, unmittelbar sinnlich erlebbare Realisierungen des Landes und der mit ihm verbundenen Dreamings sind. Einige Künstler, besonders die aus den Kimberley, stellten auch Ereignisse der von Grausamkeiten geprägten Kolonialisierung ihres Landes dar. Für den westlichen Betrachter sind diese Bilder immer neu eine Herausforderung des Schauens und Verstehens:Was als abstraktes Bild wahrgenommen wird, ist dennoch als die Darstellung eines Ortes und seiner Geschichte zu begreifen. Häufig bedienen sich die Künstler einer Darstellungsweise, die keine Horizontlinie kennt, sondern wie bei einem Luftbild eine Aufsicht des Landes zeigt. Malschichten können zugleich Zeitschichten sein. Dabei ist die Malerei der ausgestellten Künstler nicht nur emblematisch zu entziffern und ihrer Ikonografie entsprechend zu klassifizieren. Einige Künstler haben sich mit stark farbigen, gestischen Gemälden, die sich teils aus Körpermalerei, teils aus unmittelbarem Empfinden für das Land ableiten, von jeglicher konkreten Narration befreit. Immer aber sind ein spezifisch indigener, komplexer Umgang mit den Strukturen von Ort und Welt, von Zeit und Raum, von Narration und Abstraktion, von Zeigen und Verbergen, sowie eine radikale Auseinandersetzung mit dem Medium der Malerei erkennbar, die diese Werke zu zentralen Beiträgen zeitgenössischer Kunstproduktion machen.

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