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Museum für Photographie


Helmstedter Str. 1
38102 Braunschweig
Tel.: 0531 7 50 00
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Fr So 13.00-18.00 Uhr
Sa, So 11.00-18.00 Uhr

Landschaft. Umwelt. Kultur.

23.10.2015 - 29.11.2015

Im Jahr 1975 setzte die Ausstellung "New Topographics – Photographs of a Man-altered Landscape" im George Eastman House in Rochester (USA) neue Impulse für die zeitgenössische Fotografie. Mit dem Stichwort des Topografischen charakterisierte William Jenkins die sachlich-neutrale, distanzierte Herangehensweise der von ihm ausgewählten Fotografen als deren übergeordnete Stilistik, in der die Fotografen mit einem architektonisch-urbanen Interesse die sich verschärfende Dichotomie von "Natur" und "Kultur" in den amerikanischen Vororten thematisierten.
Eine umweltbezogene oder gar umweltkritische Sichtweise war in der New Topographics-Ausstellung jedoch nicht zentrales Thema, obwohl die Arbeiten der New Topographis auch im Kontext des allgemein aufkommenden Umweltschutzbewusstseins der 1970er Jahre stehen. So inspirierte dieses Bewusstsein die Ausrichtung späterer Werke, wie Lewis Baltzs San Quentin Point von 1982, aber auch John Gossages The Pond von 1985 (Gossage war nicht in Jenkins’ Show vertreten).
Heute wird den New Topographics ein starker Einfluss auf die internationale Kunstfotografie nach 1975 zugesprochen, die Ausstellung oft sogar im Sinne einer Bewegung verstanden. Zeitgleich oder zumindest zeitnah lässt sich in vielen westlichen Ländern ein Aufblühen fotografischer Darstellungsweisen von Kultur und Landschaft beobachten, die dem Stichwort des "Topographischen" als vermeintlich neutrale Inventur der Landschaft nahe stehen. Insbesondere für das französische Programm der Mission photographique de la DATAR, mit der eine französische Planungsbehörde von 1984 bis 1988 neunundzwanzig Fotografen mit künstlerischen Interpretationen des Strukturwandels des ländlichen Frankreichs beauftragte, aber auch auf die holländische Landschaftsfotografie der 1990er Jahre, die oftmals aus staatlichen Aufträgen resultierte, sind die New Topographics als entscheidende Ideengeber anzusehen.
Wie jedoch wirkte die New Topographics-Ausstellung als Katalysator eines transnationalen fotografischen Interesses an den Auswirkungen der menschengemachten Veränderung der Natur? Wie greift eine Vielzahl aktueller Arbeiten mit der Thematik des wastelands, des edge lands oder des terrain vagues auf die New Topographics zurück? Welche einheitlichen Merkmale lassen sich in den Bildsprachen der Länder ausmachen und welche nationalen Unterschiede und Besonderheiten lassen sich in "topographischen" Landschaftsdarstellungen aus den USA, Frankreich, Deutschland, England, Spanien, Dänemark und den Niederlanden erkennen?
Das Braunschweiger Ausstellungsprojekt "Landschaft. Umwelt. Kultur. – Über den transnationalen Einfluss der New Topographics" untersucht den globalen Einfluss der New Topographics anhand von künstlerischer Positionen aus sechs Ländern. Das Ausstellungsprojekt nimmt eine vergleichende Gegenüberstellung von Fotografien vor und fragt hierbei nach inhaltlichen Gemeinsamkeiten, aber auch Differenzen in Ausrichtung und bildlicher Konzeption. Zudem präsentiert es zeitgenössische umweltkritische Darstellungen, die zwar Bezug auf die New Topographics nehmen, in denen sich der Fokus nach vierzig Jahren intensiver fotografischer Bearbeitung aber auch hinsichtlich der Zuspitzung des globalen Klimawandels im Zeitalter des Anthropozäns eine direktere ökologische Perspektive einnehmen.

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