Museum für Gegenwartskunst Basel, Foto: Martin P. Bühler
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Museum für Gegenwartskunst Basel

Foto: Julian Salinas
Foto: Julian Salinas
Museum für Gegenwartskunst Basel, Foto: Martin P. Bühler
Museum für Gegenwartskunst Basel, Foto: Martin P. Bühler

St. Alban-Rheinweg 60
4010 Basel
Tel.: 061 206 62 62
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Joseph Beuys: Installationen, Aktionen & Vitrinen

19.12.2014 - 31.01.2016

Am richtigen Ort, zur richtigen Zeit, das Richtige tun. Das ist Kunst. Joseph Beuys (1921, Krefeld – 1986, Düsseldorf)
Joseph Beuys ist einer der bedeutendsten und zugleich umstrittensten Künstler des 20. Jahrhunderts. Seit jeher stösst seine Arbeit auf ein geteiltes Echo. Für manche ist Beuys der grosse Visionär und Erweiterer des Kunstbegriffs, für andere verkörpert er ein autoritäres Künstlerbild, das vor allem bei jüngeren Generationen auf Verwunderung stösst. Seine Bedeutung und sein Einfluss auf die Kunst bleiben bis heute ungebrochen. Die heute im Museum für Gegenwartskunst eröffnete Ausstellung Joseph Beuys: Installationen, Aktionen & Vitrinen befragt die existierenden Sammlungsbestände und deren bisherige Interpretation. Sie erweitert die vorrangig installativen Werke um filmische Leihgaben, die Beuys bei der Durchführung von Aktionen zeigen.
Bislang wurden im Zusammenhang mit den Beständen des Museums für Gegenwartskunst Basel keine Filme oder Dokumentationen von Aktionen von Joseph Beuys präsentiert. Die Ausstellung Joseph Beuys: Installationen, Aktionen & Vitrinen erweitert nun zum ersten Mal die bislang vorhandenen, vorrangig installativen Werke um filmische Leihgaben. In welchem Verhältnis stehen die Aktionen selbst und ihre filmische Umsetzung zueinander? Wie kann Kunst, die auf Handlungen und Aktionen basiert, vermittelt werden? Eine pauschale Antwort ist nicht möglich. Im Film Transsibirische Bahn aus dem Jahre 1970 hat Beuys für die Kamera bzw. für die filmische Verarbeitung gehandelt. In I Like America and America Likes Me war er sich der Präsenz der Kamera zwar bewusst, hier stand aber die Aktion selbst im Vordergrund.
Trotz des umstrittenen Status dieses filmischen Materials wird es in der Ausstellung nicht in einem isolierten Filmprogramm präsentiert, sondern im Dialog mit den übrigen Werken gezeigt. So trägt die Ausstellung auch einem Wandel der Definition von Kunst Rechnung, der von Künstlern wie Beuys und vielen anderen Protagonisten mittels Aktionen, Happenings, Performance oder Land- und Concept-Art initiiert wurde und der die bis dato üblichen Grenzen zwischen Prozess und Objekt, Original und Dokumentation, Produktion und Rezeption zur Disposition stellt.
Die Rezeption der Aktionen und öffentlichen Auftritte von Beuys ist für das Verständnis der Komplexität seiner künstlerischen Position elementar. Erst die Aktionsfilme vermitteln nämlich das vielschichtige Verhältnis des Künstlers zu den von ihm zitierten Rollenmodellen, wie zum Beispiel des Heilers, des Messias oder des Schamanen. Denn Beuys war natürlich nie nur Heiler, sondern ebenso auch Kranker, nie nur Erleuchteter, sondern genauso Zweifelnder und Suchender. Besonders deutlich wird dies in den Aktionen, die die Spannung zwischen der durch den Künstler verkörperten Autorität einerseits und seinem Anspruch, Menschen zu selbstbestimmtem und schöpferischem Handeln anzuregen, andererseits aufrechterhalten. Natürlich hat Beuys sein eigenes Handeln mystifiziert und seine Aussagen häufig in die Rhetorik allgemeiner Wahrheiten verpackt. Er hat aber auch an politischen Diskussionen und Talkshows teilgenommen, sich als Sänger gegen Aufrüstung versucht, eine Partei mitbegründet und allgemein Kommunikation als künstlerisches Medium begriffen.
Dass Komplexität in Beuys’ Werk auch durch diese Widersprüche erst entsteht, wird in dessen Rezeption manchmal vernachlässigt. Sei es von Seiten seiner Kritiker, die ihn leichter einordnen wollen, sei es von denen, die den Künstler nur orthodox ausgelegt wissen wollen. Wenn seine Rezeption polarisiert, dann wegen den Versuchen, diese existierenden Widersprüche aufzulösen. Die Ausstellung folgt hingegen dem Gedanken, dass gerade die nicht aufgelösten Widersprüche im Schaffen eines Künstlers in der Präsentation erhalten werden müssen. Sie sind es, die sein Werk lebendig halten.

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