Vom 20. Juli bis 29. Oktober 2017 zeigt das Museum für Aktuelle Kunst – Sammlung Hurrle Durbach bei Offenburg in der Reihe „Profile in der Kunst am Oberrhein“ zwei befreundete Freiburger Künstler, die völlig unterschiedliche Ansätze verfolgen und dennoch erfolgreich Gemeinschaftsarbeiten schaffen.
Ben Hübsch, geboren 1963 in Freiburg und dort als Professor für Bildende Kunst tätig, hinterfragt in seinen farbintensiven Arbeiten den Begriff der Abstraktion und setzt ihn in Bezug zum Ornament. Die Grundform ist bei ihm das Band, das sich zu den unterschiedlichsten Formen wie Rauten oder Kreisen zusammenfinden kann. Während in früheren Arbeiten jedem Band und jedem Flächensegment eine Farbe zugeordnet ist, werden sie seit der Jahrtausendwende häufig mit Farbverläufen gefüllt, die teilweise von lasierenden Farben überdeckt werden können. Zugleich geraten die Bänder in Bewegung, so dass sich der optische Effekt verstärkt und mit der Wahrnehmung von Hintergrund und Vordergrund gespielt wird. Kennzeichen der Arbeiten ist das Farbspiel – Hübsch verwendet Leuchtfarben, Gold und Silber ebenso wie Grautöne und Primärfarben und ungewöhnliche Kombinationen wie Rot und Pink.
Martin Kasper, der 1962 in Schramberg geboren wurde und gleichfalls in Freiburg lebt, malt verlassene Räume: Kinosäle, Treppenhäuser, Restaurants. Menschen sind nur indirekt darin präsent, in Form von Mobiliar und gelegentlich auch schemenhaft angedeutet. Die meist in weichen, eher gedeckten Farben gehaltenen Architekturen muten manchmal nahezu abstrakt an. Trotz des diffusen Lichtführung und der weichen Farbgebung haftet den Darstellungen nichts Anheimelndes an. Vielmehr sind sie beunruhigend, werfen Fragen auf: Warum sind die Räume verlassen, werden die Bewohner zurückkommen, was ist hier geschehen? Eine ähnliche Rätselhaftigkeit prägt auch die Porträts Kaspers: Die Porträtierten sind frontal dargestellt und scheinen über dem Boden zu schweben. Ihr Ausdruck ist neutral, der Betrachter findet keinen Zugang – insofern ist wie bei den Raumdarstellungen auch hier die Offenheit trügerisch: Man kann nur bis zu einer gewissen Grenze vordringen, dahinter liegt eine eigene, verschlossene Welt.
Beiden Künstlerfreunden gelingt es, ihre verschiedenen Ansätze in harmonischen Gemeinschaftsarbeiten zusammenzuführen, beispielsweise indem Hübsch die Porträts Kaspers mit seinen geometrischen Farbverläufen ausfüllt oder hinterlegt.
Ob Einzelwerk oder gemeinschaftliche Arbeit, für den Besucher gibt es immer etwas zu entdecken – sei es in den atmosphärisch dichten Räumen Martin Kaspers oder in den irritierenden geometrisch-ornamentalen Arbeiten Ben Hübschs.