Foto: Münchner Stadtmuseum
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Münchner Stadtmuseum mit den Sammlungen Fotografie, Puppentheater, Schaustellerei, Musik und der Sammlung Mode/Textilien

Foto: Münchner Stadtmuseum
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St.-Jakobs-Platz 1
80331 München
Tel.: 089 23322370
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Öffnungszeiten:

Di-So 10.00-18.00 Uhr

Hanns Otte: Traumwelt Alltag

15.10.2010 - 06.02.2011
Seit rund 30 Jahren beschäftigt sich der Fotograf Hanns Otte mit städtischen Peripherien und dokumentiert Stadtlandschaften, die man im Reiseführer so nicht findet. Auf Initiative der Sammlung Fotografie des Münchner Stadtmuseums war Otte 2008 und 2009 für zwei Monate Stipendiat der Landeshauptstadt München im Künstlerhaus "Villa Waldberta" in Feldafing. Im Rahmen dieser Aufenthalte entstand sein Bildzyklus "Traumwelt Alltag". Die Serie versammelt eine Vielzahl von vermeintlichen Nebensächlichkeiten: Details aus Fassadengestaltungen, Werbeschriftzügen, Schaufensterauslagen und Verkehrsschildern. Seine gesammelten Lebensspuren des Menschen in der Großstadt zeigt Otte in eng geführten fotografischen Ausschnitten mit wenig Raumtiefe. Die Aufnahmen verhindern mehrheitlich eine exakte topografische Verortung des Fotografierten. Stattdessen wird die Stadt in ihre semantischen Bestandteile zerlegt, so dass völlig neue Assoziationsräume entstehen. Hat man München je in solcher Tristesse gesehen? fragt man sich nach einer ersten Durchsicht der Bilder. Auch bei eingehender Betrachtung bleibt der Eindruck, dass in dieser Stadt ein Hauch von Krise weht. Plötzlich wird es nur noch schwer vorstellbar, dass München von einem englischsprachigen Magazin unlängst zur Metropole mit der weltweit höchsten Lebensqualität gekürt worden sein soll. War das hier nicht immer ein Ort, der in idealer Weise zum Genießen einlädt? Blitzsauber, einfach zu erreichen, die am schnellsten wachsende Wirtschaft und die niedrigste Arbeitslosenquote? Plötzlich sieht München so aus, als könnte sie mit Berlins "Arm-aber-sexy"-Image in ernsthafte Konkurrenz treten. Dieses völlig andere Bild, das Hanns Otte in seinen Fotografien entwirft, ist zu einem beträchtlichen Teil den Graffiti geschuldet, die in vielen seiner Bilder auftauchen. Sie ziehen sich in Form schnell an die Wand gebrachter, einfach gehaltener Schriftzüge als roter Faden durch die gesamte Serie. Die Existenz des Jugendphänomens Graffiti wird von Soziologen unisono mit der Wiederaneignung eines von der technokratischen Stadtplanung, vom Autoverkehr und von der Werbung besetzten urbanen Raums erklärt. Frei nach dem Motto: Was ist schlimmer? Das Graffiti oder der Beton, der es trägt? Hanns Ottes Bildzyklus mit seinen vielen Nebenschauplätzen ist beredter und ungewöhnlicher als Fotografien, die große Schauplätze und Ereignisse abbilden. Hanns Otte (*1955 in Salzburg) lebt und arbeitet in seiner Heimatstadt. Zahlreiche Einzel- und Gruppenausstellungen haben sein Schaffen in Österreich und im Ausland bekannt gemacht.

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