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Kunstsammlungen - Städtische Museen Zwickau


Lessingstraße 1
08058 Zwickau
Tel.: 0375 83 45 10
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Öffnungszeiten:

Di-So 13.00-18.00 Uhr

Einfach.Eigen.Einzig. Otto Mueller (1874-1930)

05.02.2012 - 06.05.2012
Otto Mueller (1874- 1930) war wesentlich älter als die Gründer der Künstlergruppe „Brücke“, zu deren „selbstverständlichen“ Mitgliedschaft er 1910 in Berlin aufgefordert wurde. Er hatte eine reguläre Ausbildung als Lithograph hinter sich und ein dreijähriges Akademiestudium absolviert, das er 1896 abbrach, gleichsam als Rebellion gegen die „wohlangesessenen älteren Kräfte“ (Programm der „Brücke, 1906). Die einmal gefundene Souveränität in Technik und Stil sicherte die höchsten Ansprüche seiner Landschaften und Figurenbilder, die gerade in dieser Retrospektive im Verzicht auf Zigeuner-Romantik und Weltfremdheit neue Akzente setzt.
Die Aufnahme in den Kreis der „Brücke“ erzwang gleichsam die bereits um 1903 gemalte lebensgroße Darstellung der mordenden „Maschka als Lucretia“, die Kirchner in der Brücke-Chronik sogleich als „Cranachsche Venus“ in Erinnerung brachte. Gemeinsam mit Pechsteins kniender Amazone – dem Signet der „Neuen Sezession“ in Berlin – konnte sie sich damals offensiv den etablierten und konservativen Kräften entgegen stellen, um – wie es Kirchner ausdrückt – als „Kampfbild“ die neue Kunst durchzusetzen.
Die Zwickauer Kunstsammlungen gelten mittlerweile als ein wichtiger Ort für den deutschen Expressionismus. Gleich zwei Mitglieder der in Dresden 1905 gegründeten Künstlergruppe „Brücke“ wurden in Zwickau geboren. Fritz Bleyl (1880-1966) und Max Pechstein (1881-1955) verbrachten hier ihre Kinder- und Jugendjahre, bevor sie in Dresden ein Architektur- bzw. Kunststudium aufnahmen. Beide Künstler sind mit größeren Konvoluten in der Sammlung vertreten. Nun kann mit dieser 127 Werke umfassenden Schau ein weiteres Mitglied der „Brücke“ vorgestellt werden und mit ihr auch neueste Forschungsergebnisse.
Kunst und Leben miteinander in Einklang zu bringen war erklärtes Ziel der Freunde und Otto Mueller gehörte zu ihnen, nachdem er mit weiteren jungen, von der Berliner Sezession zurückgewiesenen Künstlern in der Neuen Sezession ausstellte. Wie Kirchner in der „Brücke“-Chronik 1913 schrieb, machte „die sinnliche Harmonie seines Lebens mit dem Werk […] Mueller zu einem selbstverständlichen Mitglied von ‚Brücke’“. Dennoch nahm Mueller innerhalb des „Brücke“-Expressionismus eine Sonderstellung ein. Nicht die impulsiven Farbstürme sind in seinem Werk zu finden, sondern eine zurückhaltende Stille, die auf einzigartige Weise Mensch und Natur zusammenfügt, um „mit größtmöglicher Einfachheit, Empfindungen von Landschaften und Menschen auszudrücken“ (O. Mueller, 1919). Dieses ausdrückliche Bekenntnis zur Wiedergabe eines unmittelbaren Naturerlebnisses ist Pechstein und Mueller gemeinsam.

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