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Kunstmuseum Ahlen


Museumsplatz 1 / Weststr. 98
59227 Ahlen
Tel.: 02382 91 83 0
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Öffnungszeiten:

Mi-Fr 14.00-18.00 Uhr
Sa, So 11.00-18.00 Uhr

Georges Braque: Die Druckgraphik

07.11.2010 - 06.02.2011
Ohne den großen Franzosen Georges Braque wäre die Entwicklung der Kunst des 20. Jahrhunderts gewiss anders verlaufen. Gemeinsam mit Pablo Picasso erfand er den Kubismus und begründete die gewaltigste Formenerneuerung in der Malerei der Moderne. Einige seiner frühen kubistischen Atelierbilder, meditativen Stillleben und späten Vogelserien zählen heute zu den schönsten und bedeutendsten Exponaten in den großen Museen weltweit. Nun präsentiert das Kunstmuseum Ahlen 150 druckgraphische Werke des bedeutenden französischen Malers aus der deutschlandweit größten Sammlung! Die ausgewählten Werke stammen ursprünglich aus einer Pariser Privatkollektion, die sich durch eine nur selten zu sehenden Dichte und Geschlossenheit auszeichnet. Die zumeist farbigen Lithographien, Radierungen, illustrierten Malerbücher und einige seltene Keramiken umspannen BraquesÂ’ künstlerisches Schaffen von 1921 bis zu seinem Tod 1963 und spiegeln geradezu mustergültig den Bilderkosmos des großen Wegbereiters der französischen Moderne. Georges Braque, Vögel / Oiseaux, 1963 © VG Bild-Kunst, Bonn 2010Seit den frühen 1920er Jahren hat sich Braque intensiv mit den künstlerischen Möglichkeiten der druckgraphischen Verfahren beschäftigt. Insbesondere im Medium der Lithographie offenbaren sich sein koloristisches Talent und seine einzigartige Bildsprache, die sich in umfangreichen Werkfolgen und zyklischen Themenvariationen artikuliert. Neben vielen Spitzenwerken seines graphischen ÂŒuvres sind auch zahlreiche Zustandsdrucke und viele kaum gezeigte Unikate zu entdecken, die der Werkschau zugleich einen intimen Ateliercharakter verleihen. Die exquisite Pariser Privatsammlung ist dem Kunstmuseum Pablo Picasso Münster im Jahr 2004 übergeben worden und wird als Leihgabe nach einer ersten Station im Kunsthaus Stade auch im Kunstmuseum Ahlen zu sehen sein. Georges Braque wurde am 13. Mai 1882 in Argenteuil geboren und wuchs in Le Havre auf. Geprägt durch den Vater und den Großvater, beide leidenschaftliche Sonntagsmaler und Inhaber eines Malerbetriebs, zeigte sich früh seine künstlerisch–handwerkliche Berufung. Auch Georges Braque absolvierte zunächst eine Dekorationsmaler-Lehre, besuchte aber parallel Kunstschulen und bezog 1902 sein Atelier auf dem Montmartre. In Paris begeisterte er sich für die bahnbrechende neue Malerei Cézannes und kam in Kontakt mit den "Fauves"–Künstlern Matisse, Derain, Dufy und Friesz. Georges Braque, Théière et citrons, 1949 © VG Bild-Kunst, Bonn 2010Im Februar 1907 stellte er im Pariser Salon des Indépendants sechs spektakuläre Landschaften aus, die in der Pariser Kunstwelt Furore machten: Fünf Bilder erwarb der Sammler und Kunstkritiker Wilhelm Uhde, eins ging an den Kunsthändler Daniel Kahnweiler. Im gleichen Jahr lernte er durch den Dichter Apollinaire Picasso kennen. Sechs Jahre dauerte die einzigartige, sich gegenseitig befruchtende künstlerische Zusammenarbeit des Spaniers und des Franzosen. Kaum ein Werk entstand in dieser Zeit ohne den Einfluss des andere; ihre radikal neue Bildauffassung trug bewusst keine individuelle Handschrift mehr. Mit dem Beginn des Ersten Weltkrieges trennten sich auch künstlerisch ihre Wege. Braque überlebte den Krieg mit einer schweren Kopfverletzung und begann erst ab 1917 wieder zu malen. Im Gegensatz zum temperamentvollen Genie des einstigen Weggefährten Picasso zeigt sich bei Braque nun die große meditative Konzentration und stille Erhabenheit seiner Bildwelt. Seit den 1920er Jahren reduzierte er seinen Motivkanon auf wenige Themen: es sind vor allem Stillleben – Früchte, Blumen, Haushalts- und Ateliergegenstände – oder die Blätter zur griechischen Mythologie und seine Vögel im Flug, die er beständig variierte und farbig wie formal immer wieder neu auslotete. Wie kaum ein anderer hat Georges Braque die bildnerischen Möglichkeiten von Farbe, Form und Stofflichkeit, vom Raum und seiner Entgrenzung so konsequent erforscht und darin auch in der Druckgraphik zu einer höchst poetischen Bildsprache gefunden.

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