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Kunsthalle Koidl


Gervinusstr. 34
10629 Berlin
Tel.: 030 3101 46 40
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ARS MULTIPLICATA 14

10.10.2014 - 24.01.2015

Ars Multiplicata 14 knüpft an die gleichnamige Ausstellung des Jahres 1968 an –„ars multiplicata“ – vervielfältigte Kunst seit 1945“ (Wallraf-Richartz-Museum Köln) – die einen Überblick über die damals junge Gattung des seriell hergestellten Kunstwerks bot. Ihr Spektrum reichte von klassischen Druckverfahren (Hoch-, Flach- und Tiefdruck) bis zu seriell hergestellten Auflagenobjekten (Multiples).
Fast 50 Jahre später sind im Zeitalter technischer Reproduzierbarkeit die Grenzen zwischen dem vervielfältigten Auflagenobjekt – dem „multiplen Original“ (René Block) – und der Original-Reproduktion fließend. In Zeiten der digitalen Revolution geht Ars Multiplicata 14 dieser Frage mit einer Vielfalt reproduktionsfähiger Techniken nach.
Grundlage der Ausstellung ist eine Auswahl von Werken aus den Sammlungen von Jörg Schellmann, München, und Roman Maria Koidl, Zürich, die Multiples und Editionen seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vorstellt. Sie umfasst die klassischen reproduktionsfähigen Medien Druckgraphik (Brice Marden), Photographie (Annelies Štrba) und Objekt (Fayçal Baghriche). Hinzu treten Werke mit praktischer Anwendbarkeit (Simon Starling, Tobias Rehberger), Video (Noa Gur), Installation (Nam June Paik) sowie ein in situ-Auflagenwerk (Donald Judd), das mit der Industrie-Architektur der 20er Jahre der Kunsthalle verschmilzt.
Technische Innovation geht oft Hand-in-Hand mit ideologischen Ansprüchen. Drei Offsetdrucke von Sigmar Polke nach selbst abgezogenen Photos des Künstlers zählen zu den ältesten gezeigten Werken („Weekend I, II, III“, 1971/72). Polkes Wahl, die Edition im Offsetdruck-Verfahren zu produzieren, war ungewöhnlich zu einer Zeit, in der Offset noch nicht als druckgraphische Technik anerkannt war. Auch für Sol LeWitt, von dem zwei Papierfaltarbeiten (paperfolds) präsentiert werden, war die größere Verbreitungsmöglichkeit von Editionswerken ein wichtiger Punkt, der seinem Wunsch nach Demokratisierung und Öffnung des Kunstmarktes entsprach. Auflagenobjekte boten seit den 60er Jahren die „Möglichkeit, das Problem des ,Originals‘, die gesellschaftliche Stellung künstlerischer Arbeit oder das Verhältnis von Kunst und Ware zu diskutieren“ (Barbara Heinrich).
Die jüngste Künstlerin der Ausstellung, Claudia Comte, arbeitet neben ihrem bildhauerischen Werk mit verschiedenen Drucktechniken auf Papier. Comte knüpft mit ihrer Arbeitsweise an Tendenzen der 60er Jahre an, in denen das autonome Objekt und die von der Repräsentation unabhängige Form im Mittelpunkt standen. Bei Claudia Comte aus der Generation der „digital natives“ steht der Begriff Autonomie dabei zunehmend für eine vom Menschen abgewandte künstlerische Praxis.
Ars Multiplicata 14 zeigt die Vielfalt der Ausdrucksformen in der Editions- und Auflagenkunst. Die Werke in der Ausstellung umkreisen den Status des Originals und stellen diesen in Frage. Die Zuspitzung dieser Frage ist den Werken gemein, deren Status als Originalwerk des Künstlers nur durch das Zertifikat besiegelt wird.

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