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Kunsthalle Göppingen


Marstallstraße 55
73033 Göppingen
Tel.: 07161 650 777
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Fr 13.00-19.00 Uhr
Sa, So 11.00-19.00 Uhr

Leibesübungen. Vom Tun und Lassen in der Kunst

16.09.2007 - 18.11.2007
Beteiligte Künstlerinnen und Künstler: Sonja Alhäuser, Claus Böhmler, George Brecht, Tania Bruguera, Baldur Burwitz, Robert Filliou, gelitin, Patrycja German, Felix Gonzalez-Torres, Ottmar Hörl, Fabrice Hyber, Tünde Kovács, Antal Lakner, Via Lewandowsky, Atelier van Lieshout, Bianca Muckelmann, Bruce Nauman, Yoko Ono, Kristian Pettersen, Laercio Redondo, Tomas Schmit, Santiago Sierra, Franz Erhard Walther, Mirja Wellmann, Franz West, Emmett Williams, Georg Winter, Erwin Wurm. Im Rahmen der Ausstellungseröffnung wird das Publikum Teil einer Performance von Patrycja German. Â… und action! Jemand balanciert in liegender Position eine WC-Ente auf seiner Schläfe. Laut Anweisung denkt er über seine Verdauung nach. Ein Mensch presst sich mit seinem gesamten Körper voller Inbrunst an eine Wand. Andere backen vergnügt Männlein-Weiblein-Stellungen aus Blätterteig, wieder andere verziehen sich nach dem Motto „locus focus“ auf ein apartes stilles Örtchen, das ungewöhnliche Perspektiven verspricht. Ein Wagemutiger springt aus beachtlicher Höhe in ein Pappkartonpolster. Erwin Wurm, Bruce Nauman, Sonja Alhäuser, gelitin und Georg Winter sind die „Übungsleiter“ dieser bemerkenswerten Szenen. Insgesamt fordern 28 internationale Künstlerinnen und Künstler ihr Publikum auf: zur Kooperation, Kollaboration, zu Spiel und Experiment, zur Grenzerfahrung, Verausgabung und Verinnerlichung. In der Ausstellung ist ein Parcours inszeniert, der die Betrachter nicht nur einbezieht, sondern mit Leib und Seele zu Teilhabern der Kunst macht. Come in and work out! Entscheiden, mitmachen, mitspielen, mitdenken, üben, ruhen, anstrengen, saugen, backen, schaukeln, schmusenÂ… Nur durch die Taten der Besucher werden die Werke der Ausstellung aktualisiert und/oder realisiert. Ausführung und Interpretation fallen zusammen. Dieser partizipative Ansatz, der einer kontemplativen musealen Schau entgegengesetzt ist, hat Kunstgeschichte: Schon in der Klassischen Moderne gab es Handlungsanweisungen von Künstlern. Auch in den 1960er Jahren, vor allem zu Fluxus-Zeiten, wurde das Publikum aus der umherwandelnden Betrachterdistanz gelockt. Das Unaufwendige, der Einbezug des Alltags, der Witz, das Situative, das Spiel wurden gefeiert. Arbeiten von Emmett Williams, George Brecht, Tomas Schmit und Claus Böhmler lassen diesen spezifischen Geist in der Ausstellung „Leibesübungen“ aufleben – einen Geist, der sich bis in brandaktuelle Werke der Gegenwartskunst fortsetzt. Dabei fragt die Ausstellung „Leibesübungen“ auch nach dem Gelingen und Scheitern von künstlerischen Handlungsanweisungen, nach der Skulptur als Handlungsform und nach sämtlichen Nuancen des Humors, die zum Tragen kommen können, wenn Künstler und Publikum miteinander kooperieren. Ebenso geht es um Kernfragen der Kunstvermittlung und auch die politischen Dimensionen partizipatorischer Kunstprojekte. Bei allem steht der physisch präsente Mensch im Mittelpunkt: Alles Erleben, Erfahren, Erkennen ist leibdurchtränkt, ganz gleich ob es um das Essen, Verdauen und Ausscheiden, um das Liegen, Sitzen, Gehen und Stehen oder um nonverbale und verbale Kommunikation geht. Der Leib ist immer zugegen, ob als stummer Teilhaber oder aufsässiger Widerpart.

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