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Kunsthalle Fridericianum


Friedrichsplatz 18
34117 Kassel
Tel.: 0561 707 270
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Do 11.00-20.00 Uhr

Carlos Amorales: Nuevos Ricos

05.12.2009 - 14.02.2010
Mit seinem groß angelegten Ausstellungsprojekt Nuevos Ricos präsentiert Carlos Amorales (geboren in Mexico City, 1970) erstmalig eine Übersicht über eine wichtige und thematisch zusammenhängende Schaffensphase. AmoralesÂ’ künstlerisches Werk bewegt sich zwischen Performance, Installation, Zeichnung, Animation und Video. Bereits 1999 hat der Künstler die Arbeit an seinem Liquid Archive begonnen. Dies ist ein digitales Bildarchiv, das Amorales zunächst als reines Ordnungssystem für sein Bildmaterial anlegte und das sich folgend als unerschöpfliche Bildquelle zu einem zentralen Bestandteil seines Oeuvres entwickelte. Die variationsreiche Arbeit mit diesem Archiv macht das künstlerische Werk nicht nur auf den ersten Blick als eine Carlos Amorales-Arbeit erkennbar sondern bürgt auch für dessen bildnerische Einzigartigkeit. In Form einer Datenbank dient das Liquid Archive als künstlerisches Werkzeug, das mit einem immensen Fundus an Motiven und Figuren ausgestattet ist. Neben den von Amorales gestalteten Buchstaben des Alphabets in den Farben rot und schwarz beinhaltet das Archiv eine Fülle an Vorlagen, denen das Nächtliche, das Dunkle und Beängstigende gemeinsam ist. Mit dem figurativen Inventar, vor allem Hybriden, Mischwesen, Wölfen, Totenköpfen und Affen in kniend oder schleichender Haltung sowie Insekten, Spinnen, Motten, Vögeln, dörren, fruchtlosen Bäumen und Flugzeugen - den modernen Vögeln - erschafft Carlos Amorales surreale, mythisch dunkle Fantasiewelten, die auch eine Analogie zu Horrorfilmen und Thrillern herstellen – eine dunkle Parallelwelt zum alltäglichen Dasein. Ende der 1990er Jahre, als das ‚Lucha LibreÂ’, eine mexikanische Variante des Wrestling, besondere Popularität erfuhr, machte Amorales diese zu seinem künstlerischen Thema. Unter dem Titel Amorales vs. Amorales inszenierte er Performances und Videoarbeiten, die an die Theatralik und Ablauf des ‚Lucha LibreÂ’ angelehnt sind. Der Kampf von Gut gegen Böse ist Teil des Spektakels, so auch das Zusammenspiel der Darsteller mit dem Publikum. Eine besondere Bedeutung kommt der Maskierung zu, die es den ‚LuchadoresÂ’, den Akteuren im Ring, erlaubt, ihre persönliche Identität zu verbergen und über die Maskierung und Kleidung ein konturiertes Alter Ego zu erschaffen. Die Untersuchung der Persönlichkeit als individuelles, aber auch als ein in die Gesellschaft eingebettetes Thema und zudem der immer wiederkehrende Kampf von Gut gegen Böse reizen auch Carlos Amorales als künstlerisches Sujet. Mit der globalisierungs- und kapitalismuskritischen Arbeit Flames Maquiladora (2001-2002), die er auch 2003 im niederländischen Pavillon der Venedig Biennale inszenierte, macht Carlos Amorales auf die negativen Auswirkungen durch Ausbeutung in der Maquiladora-Industrie in Mexiko aufmerksam. Eine Fortführung dieser Haltung findet sich in dem künstlerischen Projekt und gleichzeitig sehr erfolgreichen, alternativen Plattenlabel Nuevos Ricos. 2003 gründete Carlos Amorales gemeinsam mit dem mexikanischen Komponisten Julian Léde dieses Label. Mit dem Namen Nuevos Ricos machen sie nicht nur auf die neue gesellschaftliche Form der ‚Nouveau RicheÂ’ in Mexiko aufmerksam, sondern stellen diese in einen ironischen und provokativen Kontext. Das Plattenlabel Nuevos Ricos verfolgt das in der Label-Landschaft einzigartige Prinzip, Musik mit bildender Kunst zu kombinieren und zu vertreiben, wobei vom Käufer nicht die Musik, sondern die Kunst bezahlt wird. Als Label produziert Nuevos Ricos unter anderem Interpreten, die ihre Werke fernab von Major Labels nicht nach dem Markt ausrichten. Unter dem Titel Nuevos Ricos wird Carlos Amorales in der Kunsthalle Fridericianum sowohl bildnerische Arbeiten, Teile des Liquid Archives präsentieren als auch ‚Nuevos RicosÂ’ als alternatives Plattenlabel in Form von Performances und als Event-Plattform vorstellen. Eine komplexe Sammlung von Fotos, Texten, Pressestimmen, Schallplatten und Grafiken wird das Projekt aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten. Das Thema Franchising spielt hierbei ebenso eine Rolle wie die kritisierende Franchise-Piraterie. Zudem wird in den Ausstellungsräumen eine Konzerthalle eingerichtet, die neben ihrer künstlerisch installativen Funktion als Werk auch Raum für Live-Performances bietet.

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