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Kunsthalle Erfurt


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Im Doppelpack: Walter Bergmoser & Ville Lenkkeri

05.09.2010 - 31.10.2010
Im Rahmen der Projektreihe Im Doppelpack, die 1997 zum ersten Mal realisiert wurde, trifft Walter Bergmoser (*1959) den finnischen Künstler Ville Lenkkeri (*1972). Walter Bergmoser reagiert fotografisch auf Räume, die er bereist und auf Menschen, denen er begegnet. Subjektive Erfahrung ist ein zentrales Antriebselement seines Schaffens, das in diesem Verständnis auch stark autobiografisch geprägt ist. Nicht selten verwandelt er Räume durch Bilder, entwickelt auf spezielle Orte bezogene Werke, welche die vorgefundene Situation deuten und umdeuten. Das Fotografische ist für ihn ein subjektives Ausdrucksmittel, expressiv und wandelbar. In seinen Werkgruppen geht es um menschliche Beziehungsgeflechte, um persönliche und kollektive Identität, um das Fremde und das Eigene, um Momente der Begegnung und Momente der Versenkung, um die Dimension des Vergänglichen, der fließenden Zeit. Im Jahr 1998 lernte er in Prag den finnischen Fotokünstler Ville Lenkkeri kennen, der in systematisch angelegten Fotoserien den Eigenarten der menschlichen Wahrnehmung von Welt folgt. Lenkkeri beobachtet aufmerksam, wie Menschen Aspekte der Realität in Modellen vereinfachen und simulieren, um sie besser begreifen, sich besser aneignen zu können. Sowohl die Physiologie unserer Sinne als auch unser sprachbasiertes Denken lassen eine direkte Begegnung mit und Erkenntnis der Realität außer uns nicht zu; stets befinden sich Filter dazwischen – Sprachformen, Begriffe, Wissen und Interessen, Vorurteile, Bedürfnisse etc. Sie bilden die Brille, durch die hindurch uns die Welt in der Form von Simulacren erscheint, von ähnlichen Bildern, die jedoch auch Trugbilder sein können, Illusionen. „The world as we know it“ – das ist eine mental und kulturell konstruierte, und das heißt immer auch: simulierte Welt. In dieser Perspektive haben Roland Barthes und Jean Baudrillard das Simulacrum als Erkenntnismittel beschrieben, und zwar in gegenläufiger Bewegung zur ursprünglichen Verwendung des Begriffs bei Lukrez. Ville Lenkkeri illustriert diese Theorien nicht, auch wenn er die Bedingungen des eigenen Bildmediums reflektiert. Vielmehr spürt er mit fotografischen Mitteln und einigem Witz der Allgegenwart von Abbildern, Modellen, Kopien und Dioramen in unserem Leben nach. Für die Erfurter Ausstellung planen beide auch neue Arbeiten, die aufeinander Bezug nehmen.

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