Kunst Halle Sankt Gallen, Foto: Sebastian Schaub (Ausstellungsansicht "La fine ligne", mit Werken von Linus Bill + Adrien Horni)
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Kunst Halle Sankt Gallen

Foto: Kunst Halle St. Gallen
Foto: Kunst Halle St. Gallen
Kunst Halle Sankt Gallen, Foto: Sebastian Schaub (Ausstellungsansicht "La fine ligne", mit Werken von Linus Bill + Adrien Horni)
Kunst Halle Sankt Gallen, Foto: Sebastian Schaub (Ausstellungsansicht "La fine ligne", mit Werken von Linus Bill + Adrien Horni)

Davidstrasse 40
9000 St. Gallen
Tel.: 071 222 10 14
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Fr 12.00-18.00 Uhr
Sa, So 11.00-17.00 Uhr

Maria Anwander

06.07.2014 - 05.10.2014

Die Vorarlbergerin Maria Anwander (*1980) weiss die Wände der berühmtesten Museen der Welt so innig zu küssen, dass sie nicht nur ein Werk in Form einer illegalen Performance hinterlässt, sondern vor allem die Hierarchien in der Kunstwelt hinterfragt. Als konzeptuelle Künstlerin widmet sie einen Grossteil ihrer Recherche der sogenannten Institutionskritik, wobei ihr Interesse neben Kunststätten und ihren Rollen auch dem gesamten Kunstsystem insbesondere den KünstlerInnen gilt. Dabei verblüffen Maria Anwanders Arbeiten durch Humor, Präzision und eine gewisse Gnadenlosigkeit.
In ihrer Einzelausstellung in der Kunst Halle Sankt Gallen präsentiert Maria Anwander eine breite Auswahl zum Teil neu produzierter Arbeiten in drei Werkbereichen: Zum einen zeigt die Künstlerin verschiedene Appropriationen, die an wichtige Werke der neusten Kunstgeschichte – insbesondere der Konzeptkunst und der Appropriation Art selbst – angelehnt sind, darunter Fountain after Sherrie Levine (2012). Diese Arbeit bezieht sich auf ein Werk der amerikanischen Künstlerin Sherrie Levine von 1991, einen Bronzeguss des wegweisenden Readymade von Marcel Duchamp aus dem Jahr 1917. Anwander geht mit ihrer Arbeit noch einen Schritt weiter, indem sie ein Urinal mit einem Titel versieht, der Duchamp als Schöpfer des Werks auslässt. Einige der Appropriationen Anwanders beinhalten einen subtilen feministischen Bezug zur Rezeption der Kunst von Frauen, so z.B. die neue Arbeit Leap into the Void (2014), für die sie die gleichnamige weltberühmte Aktion von Yves Klein in hochschwangerem Zustand nachstellte.
Eine weitere in der Kunst Halle präsentierte Werkgruppe bilden Anwanders Interventionen in Museen. Dazu gehört das Video The Kiss (MoMA), das dokumentiert, wie die Künstlerin eine Wand im Museum of Modern Art in New York küsst und im Anschluss verbotenerweise ein Schild mit der Werkbeschreibung befestigt, in der sie ihren Kuss als Schenkung an die Museumssammlung deklariert. Weitere Beispiele sind My Most Favourite Art – eine Sammlung von Beschriftungen der Lieblingswerke der Künstlerin, die sie aus Museen entwendet hat – oder das Video The Contribution (LACMA), in dem Anwander zu sehen ist, wie sie ihren Namen einer am Eingang des Los Angeles County Museum of Art hängenden Liste prominenter Museumsförderer hinzufügt.
Maria Anwander fordert nicht nur die Institution und ihre Konventionen heraus, sondern gerne auch die Vorstellungskraft des Publikums. So wird einer der drei Ausstellungsräume der Kunst Halle Sankt Gallen gesperrt sein und mit dem Hinweis versehen, dass die Kunstwerke unter Umständen nicht den ethischen Vorstellungen der Besucher entsprechen und er daher geschlossen bleibe. Ähnliche Schilder mit Warnungen begegnen uns als Ausstellungsbesuchern und -besucherinnen immer wieder und machen deutlich, dass gewisse Werke für den institutionellen Kunstbetrieb als zu provokant oder als an der Grenze der Legalität befindlich eingeschätzt werden. Durch die Warnung wird dem Werk allerdings jegliche Kraft im Vorhinein geraubt und das Ausstellen dadurch eigentlich obsolet. Anwander greift auch direkt in den alltäglichen Betrieb der Kunst Halle Sankt Gallen ein: Das Büro mit den Mitarbeitenden ist während der gesamten Ausstellungsdauer in einen der Ausstellungsräume transferiert. Dadurch macht die Künstlerin einerseits die sonst vom Publikum kaum wahrgenommene Arbeit sichtbar, die hinter einem funktionierenden Ausstellungsbetrieb steckt. Und andererseits fordert sie die Mitarbeitenden der Kunst Halle heraus, sich und ihre Rollen in der Kunstmaschinerie zu hinterfragen.

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