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Kölnischer Kunstverein


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Öffnungszeiten:

Di-Fr 13.00-19.00 Uhr
Sa, So 11.00-18.00 Uhr

Everything, then, passes between us

27.06.2009 - 23.08.2009
Die Ausstellung "Everything, then, passes between us" zeigt Momentaufnahmen des Urbanen und fragt danach, wie Formen der Öffentlichkeit oder der temporären Vergemeinschaftung heute gefasst und hergestellt werden können. Die Künstler⁄innen greifen das Fragmentarische der Metropolen in der globalen Umbruchsituation auf. Sie fragen nach aktuellen Vorstellungen von Community und Vergesellschaftung in der Stadt. Die von Christine Nippe zusammen mit Kathrin Jentjens und Anja Nathan-Dorn kuratierte Schau zeigt mit dem Fokus auf künstlerische Interventionen und Performances in globalen Metropolen wie Beijing, Belo Horizonte, Berlin, Köln, London, New York und Seoul die Großstadt und ihr Geistesleben, nur eben mehr als hundert Jahre nach Georg Simmels berühmtem Essay zur Mentalität der Metropolenbewohner um die Jahrhundertwende. In Form und Inhalt entspricht die Ausstellung dem aktuellen Zustand der Unbestimmtheit und des Chaos. Sie schweift dabei über die europäischen Grenzen hinweg, widmet sich unterschiedlichen Orten und untersucht globale Städte als Labore der Gesellschaft. Es geht dabei um die Fragen wie Raum strukturiert wird, sich Menschen darin bewegen und miteinander interagieren. Die Künstler⁄innen arbeiten mit Methoden der Ethnographie, Mapping und Performance, um die jeweiligen lokalen Logiken zu befragen oder um – manchmal auch nur für einen kurzen Moment – temporäre Gemeinschaften im Stadtraum zu aktivieren. Die performativen Ansätze dehnen mit ihren Eingriffen die Realität. Sie entfernen sich dabei meist von Ansätzen aus den Neunzigerjahren, die mit dem Konzept der Heterotopie (Michel Foucault), alternative Räume und damit Visionen für die Zukunft entwarfen. So treffen wir in der Ausstellung auf Situationen, in denen die Suche gegenüber den Antworten dominiert. Die Performances verdeutlichen eher soziale Leerstellen oder Möglichkeiten temporärer „Zones of Contact“ als dass sie Lösungen bereithielten. Manchmal steigern sich die Aktionen auch in eine neurotische Spiegelung städtischer Gefühlsstrukturen, sie ziehen sich in die Innenschau zurück oder verfallen in einen absurden Aktionismus. Andere Künstler⁄innen wiederum fragen mit einer stillen Penetranz nach Formen von Notgemeinschaften, die sich angesichts eines ökonomischen und ökologischen Verfalls herausbilden müssen. Die Auswahl der Arbeiten sowie der Ausstellungstitel sind durch Gedanken der britischen Kunsttheoretikerin Irit Rogoff inspiriert. Sie spricht von einer kollektiven Bedeutungsproduktion, die heute eher über verworrene Netze oder untergründig wirkende Partizipationsformen weniger über den Mythos klar umrissener „Gemeinschaften“ stattfindet. Ausstellungen können nach Rogoff als ein Raum gesehen werden, in dem politische Erscheinungen oder „politics without a plan“ entstehen. Dabei wird ein solch performatives Potential freigesetzt, wenn die Besucher⁄innen ihre eigenen Schwerpunkte, Perspektiven und Deutungen im Arrangement entwickeln. Es kommt ein „Handeln ohne Modell“ zum Einsatz. Wir werden zu Teilnehmern eines kollektiven Durcheinanders, das uns an den jetzigen gesellschaftlichen Zustand erinnert. Denn auch hier gilt letztlich: Everything, then, passes between us.

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