Haus der Kunst München, Foto: Maximilian Geuter
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Haus der Kunst München

Haus der Kunst München, Foto: Jens Weber, München
Haus der Kunst München, Foto: Jens Weber, München
Haus der Kunst München, Foto: Maximilian Geuter
Haus der Kunst München, Foto: Maximilian Geuter

Prinzregentenstr. 1
80538 München
Tel.: 089 21127 115
Homepage

Öffnungszeiten:

Mo-So 10.00-20.00 Uhr
Do 10.00-22.00 Uhr

Adele Röder

30.10.2015 - 14.02.2016

Zum zweiten Mal bietet das Haus der Kunst jungen, international aufstrebenden Künstlerinnen und Künstlern im Format von Kapselausstellungen die Möglichkeit, neue Werke zu zeigen. In diesem Jahr sind die beiden in London lebenden Künstlerinnen Adele Röder (DE *1980) und Lynette Yiadom-Boakye (UK *1977) eingeladen.
Für das Format der Kapselausstellung steht je ein Ausstellungsraum zur Verfügung, der eine selbstständige Einheit bildet. Doch besteht zwischen den Werken beider Künstlerinnen ein übergreifender inhaltlicher Bezug, denn sie beschäftigen sich mit der Repräsentation von Körpern.
Adele Röder versteht ihre Arbeit als migratorisch oder, wie sie es nennt, als „obdachlos": „Der Gedanke von Obdachlosigkeit bedeutet, dass ich dem Generieren einer Idee Raum gebe, (zunächst) ohne über Materialität nachzudenken." Entsprechend wählt sie jeweils ganz unterschiedliche Materialien und stellt einzelne Werkelemente in immer neue Zusammenhänge. Der menschliche Körper ist dabei das Instrument, mit dem sie sich die Welt erschließt.
Im Haus der Kunst zeigt Adele Röder eine neue Werkgruppe mit dem Titel „O L Y M P I A, or: Message from the Dark Room" (2015). Ihr liegt die Ausdruckssprache des Körpers zugrunde. Mit einer kleinen Auswahl an Kreisen, Kreissegmenten und L-Formen, die auf den Formen ihres COMCORRÖDER-Projekts (seit 2010) basieren, hat Adele Röder Variationen und Details von Körperhaltungen gezeichnet. Sie können wie ein Index verschiedener Ausdrucksformen und Lebenssituationen gelesen werden - Säugling und Skelett bilden die Klammer, die das menschliche Dasein umfasst. Die Zeichnungen materialisieren sich auf zwei verschiedene Weisen: als Diaprojektion im Loop und als Neonröhren.
Seit vielen Jahren sammelt Adele Röder Fotografien von prähistorischen Grabstätten. Die Körperhaltungen der gefundenen Skelette und geröntgten Mumien scheinen bis heute verständlich und lesbar: „Bestimmte Haltungen und Positionen sind Formen einer rudimentären Sprache, mit der kulturelles Wissen über Jahrtausende hinweg übertragen wird." (Adele Röder)
Die Serie „O L Y M P I A" erzählt von Körperhaltungen als archaischer Grundform, als Alphabet zwischenmenschlichen Austauschs. In der Diaprojektion und den Neonröhren verbinden sich die abstrahierten Abbilder des Körpers mit der Immaterialität und der Energie des Lichtes. Damit ist nicht nur die Vergänglichkeit der materiellen Hülle angesprochen, sondern auch die Energie zwischenmenschlichen Austauschs.
Mit ihrem Index von Körperhaltungen verbindet Adele Röder gesellschaftliches mit intuitiv persönlichem "Wissen". Ihre Untersuchung von Verhaltensweisen ist nicht nur Darstellung des Gewesenen und Gegenwärtigen, sondern auch Adele Röders persönliche Vision des Kommenden. Und sie führt zu ganz spezifischen Fragen wie z.B. nach dem Verhältnis von Arbeit zu Alltag und Ruhe, das die Künstlerin in Posen von tiefer Entspannung und Schlaf notiert.

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