Haus der Kulturen der Welt (Foto: KULTURpur)
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Haus der Kulturen der Welt

Haus der Kulturen der Welt, Foto: Sabine Wenzel
Haus der Kulturen der Welt, Foto: Sabine Wenzel
Haus der Kulturen der Welt (Foto: KULTURpur)
Haus der Kulturen der Welt (Foto: KULTURpur)

J.-F.-Dulles-Allee 10
10557 Berlin
Tel.: 030 39 78 70
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Öffnungszeiten:

geschlossen bis Anfang 2017

In der Wüste der Moderne - Koloniale Planung und danach

29.08.2008 - 26.10.2008
Mit einer Ausstellung, zahlreichen Begleitveranstaltungen und einer internationalen Konferenz stellt das Projekt „In der Wüste der Moderne“ Architekturen und urbanistische Konzepte vor, die in den 1950er und 1960er Jahren in Nordafrika und Westeuropa unter den Bedingungen anti-kolonialer Befreiungskämpfe und transnationaler Migration entwickelt wurden. Es erzählt die Geschichten der Bewohner, Architekten, Kolonialverwalter und Wissenschaftler, die in die Auseinandersetzung um Moderne und Modernisierung involviert waren. „In der Wüste der Moderne“ richtet den Blick auf die Widersprüche der kolonialen Moderne und die Widerstände gegen sie – ein bis heute unabgeschlossener Aushandlungs- und Aneignungsprozess. Am Beispiel konkreter Bauprojekte wird die Katalysator- und Durchgangsfunktion Nordafrikas und des Mittelmeerraums deutlich. Und es zeigt sich: Die europäische Moderne war nicht denkbar ohne den Kolonialismus. Selbst das "Lernen von" den ehemals Kolonisierten, das die Nachkriegs-Moderne bis heute auszeichnet, ist dem Kolonialismus verhaftet. Denn die Nordafrika-Planungen, die u.a. von Architekten des Büro ATBAT-Afrique wie in einer Laborsituation vor allem in Casablanca und Algier gebaut wurden, spielten nicht nur eine wichtige Rolle in den kolonialen Modernisierungsprojekten. Sie führten in der Folge auch zu einer „postmodernen" Architekturkritik in Westeuropa und den USA. Das zeigt die ambivalente Verschränkung zwischen dem emanzipatorischen Versprechen der Moderne und dem Kolonialismus als Herrschaftssystem. „In der Wüste der Moderne“ erschließt bislang wenig bekannte Wechselwirkungen. Einerseits wanderte die Massenbauweise für "die große Zahl" in der Zeit der Dekolonisierung an die Stadtränder Frankreichs, Italien und Englands, in die Schweiz und nach Deutschland. Hier entstanden die uns bekannten Vorstädte für Hunderttausende. Andererseits verunsicherte der Aufenthalt in Nordafrika in der Zeit der anti-kolonialen Befreiungsbewegung nachhaltig die technokratischen Planungsgewissheiten der Architekten der europäischen Moderne. Die kolonialen Umsiedlungspolitiken haben Städte, Lebensweisen und Architekturdiskurse sowohl in Nordafrika wie auch in Europa radikal verändert. Diese geschichtliche Entwicklung wird in der Ausstellung an Hand von Architekturmodellen, Fotografien, Grafiken und Plänen von George Candilis, Le Corbusier, Michel Écochard, Jean Hentsch, Alexis Josic, Loik Prat, Willy Ronis, André Studer, Roland Simounet und Shadrach Woods ebenso deutlich wie an Hand von Zeitdokumenten, Interviews oder selten gezeigtem Wochenschau- und Filmmaterial. Für die Ausstellung werden zudem neue Arbeiten des Filmemachers Mogniss Abdallah aus Paris, des Medienkollektivs labor k3000 Berlin/Zürich sowie Studierender der School of Architecture aus Casablanca, der Akademie der bildenden Künste Wien und der Universität Delft produziert.

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