Haus Knobloch, 1926, heute Haus am Waldsee, Foto: Käthe Stoef, Hamburg
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Haus am Waldsee - International Kunst in Berlin

Haus am Waldsee, Fassadengestaltung Werner Aisslinger, 2013, Foto: Daniele Manduzia
Haus am Waldsee, Fassadengestaltung Werner Aisslinger, 2013, Foto: Daniele Manduzia
Haus Knobloch, 1926, heute Haus am Waldsee, Foto: Käthe Stoef, Hamburg
Haus Knobloch, 1926, heute Haus am Waldsee, Foto: Käthe Stoef, Hamburg

Argentinische Allee 30
14163 Berlin
Tel.: 030 801 89 35
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Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr

Martin Assig: Glückhaben

06.03.2015 - 17.05.2015

In Martin Assigs Zeichnungen scheinen lakonisch Worte und Sätze auf, die der 1959 in Schwelm geborene und heute in Berlin lebende Maler mit abstrakten Mustern, Gesichtern, Körpern, Kleidern paart, um intime Einsichten, Bemerkungen und Zitate des Tages stumm zu uns sprechen zu lassen. Voll Geduld und Beharrlichkeit schafft Assig in seinem zeichnerischen Werk Blätter, die auf kleinem Raum eine große innere Pracht entfalten und unmittelbar auf die Essenz des Lebens zielen. „Glückhaben" stellt über zweihundert Arbeiten auf Papier, aus der aktuellen, seit 2011 entstehenden Serie „St. Pauls" vor.
Assig spielt mit der Vorstellung des mittelalterlich-anonymen Künstlers, der sich einer höheren Idee unterordnet und sein Werk am Ende selbst staunend wie von außen betrachtet. In seinen Zeichnungen übersetzt er seine Handschrift in farbig-abstrakte Linien, Formen und Muster, Körper und Objekte.
In geduldigen Arbeitsprozessen entsteht Blatt für Blatt, als wären es Stundengebete in mittelalterlichen Handschriften oder Comicstrips. Sie entstammen dem täglichen Wahrnehmungsfluss von Denken und Hören, Sehen, Fühlen, Lesen und führen auf ein Feld jenseits von Gewinnmaximierung und Effizienz. Hier kondensieren Lebenseinsichten, die überzeitlich und zugleich profan erscheinen. Offen sprechen sie innerste Geheimnisse von Liebe und Tod aus. Zuweilen wirken sie schwer, zuweilen leicht. Einzelne Worte erlangen Sichtbarkeit: Hoffnung, Demut, Tragik, Erinnerung, Gewissheit, Ewigkeit, Barmherzigkeit...
Die meisten Blätter nähren sich aus religiösen Traditionen, aus Folklore, Ritualen, Körperbewusstsein, Literatur, Musik und Philosophie. Sei es Marguerite Duras oder Johann Sebastian Bach, Edvard Munch oder Paul Klee, die russische Literatur oder das eigene Lebensschicksal, mit jedem neuen Blatt tropft kostbarer Gedankennektar aus dem ländlich gelegenen Atelier unweit Berlins hinein in den Kunstbetrieb der Metropole.
Die Ausstellung im Haus am Waldsee zeigt neben zahlreichen Zeichnungen auch Architekturplastiken – mit Mustern und Rapporten, Worten und Sätzen umsponnene Schreine voll sinnlicher und geistiger Kraft.

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