Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen, Postkarte, Kette, Fernglas, Boot Courtesy; Nina Hoffmann; Foto: Tobias Hübel
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Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen

GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen, Foto: Peter Podkowik
GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen, Foto: Peter Podkowik
Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen, Postkarte, Kette, Fernglas, Boot Courtesy; Nina Hoffmann; Foto: Tobias Hübel
Gesellschaft für Aktuelle Kunst Bremen, Postkarte, Kette, Fernglas, Boot Courtesy; Nina Hoffmann; Foto: Tobias Hübel

Teerhof 21
28199 Bremen
Tel.: 0421 50 08 97
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-So 11.00-18.00 Uhr
Do bis 20.00 Uhr

Julien Bismuth: The Ventriloquism Aftereffect

19.02.2011 - 24.04.2011
Die künstlerische Arbeit des französischen Künstlers Julien Bismuth (*1973, lebt in New York und Paris) bewegt sich auf der Grenze zwischen bildender Kunst und Literatur und verknüpft beide Disziplinen. Häufig steht am Anfang von Bismuths Vorgehen ein Text, gefunden oder selbst verfasst. Im Folgenden kombiniert er Wörter mit Objekten, Fotografien und Filmmaterial, integriert sie in Collagen und Installationen oder entwickelt textbasierende Performances und Video-Arbeiten. Seine Performance wurden unter anderem in der Kunsthalle Wien, der Tate Modern London und der Schirn Kunsthalle Frankfurt/Main gezeigt. Die Nähe von Bismuths künstlerischem Schaffen zur Literatur äußert sich darüber hinaus in einer Promotion, die er in Vergleichender Literaturwissenschaft an der Princeton University verfasst. Außerdem ist er publizistisch tätig, unter anderem im Rahmen des 2005 von ihm und dem Künstler Jean-Pascal Flavien gegründeten Verlags Devonian Press. Sprache, die Notwendigkeit zum Ausdruck, die Unzulänglichkeiten und Schwierigkeiten, die in ihr begründet liegen, sowie die vielfältigen Möglichkeiten, Sprache durch Zitieren, Beschneiden oder Neu-Zusammensetzen formal zu nutzen - das ist auch der rote Faden, der sich durch die Ausstellung The Ventriloquism Aftereffect in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst und im Institut francais in Bremen zieht. Als Referenzfigur fungiert der österreichische Schriftsteller Karl Kraus, dessen Ringen um den angemessenen Ausdruck im Wort angesichts der Greuel des 1. Weltkrieges und dessen formaler Umgang mit Text, den er findet, ausschneidet, zusammenklebt und ergänzt. Dieses Vorgehen beschreibt Walter Benjamin in seiner Schrift über Karl Kraus und nimmt Bismuth seinerseits in der Ausstellung auf. Die Präsentation fügt Skulpturen, Filme, Installationen und Audiostücke zu vielfältigen Variationen dieses Grundthemas zusammen. So zeigt etwa einer der Filme einen Bauchredner bei der Wiedergabe von Karl Kraus-Textversatzstücken über die Wortlosigkeit des Schreibers angesichts der Gewalt unserer Zeit: "In dieser großen Zeit, die ich noch gekannt habe, wie sie so klein war; die wieder klein werden wird, wenn ihr dazu Zeit bleibt; (...) in dieser lauten Zeit, die da dröhnt von der schauerlichen Symphonie der Taten (...) und der Berichte, welche Taten verschulden: in dieser da mögen Sie von mir kein eigenes Wort erwarten." Ein Hörstück legt die Unmöglichkeit der sprachlichen Beschreibung visueller Gegebenheiten offen, indem die sprachliche Beschreibung von Kunstwerken unterschiedlicher Autor/innen im Verlauf des Stückes immer abstrakter und nebulöser wird. Und die Skulptur shifter dient als Platzhalter für die Person des Künstlers als sei sie ein Textbestandteil, der aus seinem ursprünglichen Zusammenhang ausgeschnitten und wieder eingefügt werden kann - dementsprechend wird sie aus der Ausstellung entfernt, sobald der Künstler in den Räumen anwesend ist, und wieder aufgestellt, sobald er sie wieder verlassen hat. Der Titel der Ausstellung The Ventriloquism Aftereffect bezieht sich ebenfalls auf die Phänomene des gesprochenen Wortes, genauer auf den Zusammenhang zwischen Sprache und deren Wahrnehmung - beschreibt er doch einen Zustand, in dem nach einer Schädigung des Gehirns der Standort eines sprechenden Anderen nicht mehr im Raum lokalisiert werden kann. The Ventriloquism Aftereffect ist die erste institutionelle Einzelausstellung von Julien Bismuth in Deutschland. Die Präsentation in der GAK Gesellschaft für Aktuelle Kunst wird von weiteren Arbeiten im Institut Francais an der Contrescarpe 19 ergänzt und zieht sich so über zwei Orte innerhalb Bremens. The Ventriloquism Aftereffect ist nach der Ausstellung The Inverted Harem I von Shannon Bool (26. November 2010 bis 30. Januar 2011) der zweite Teil einer Ausstellungskooperation zwischen CRAC Alsace Centre Rhénan d'art Contemporain Altkirch und der GAK im Rahmen des deutsch-französischen Austauschprojektes Thermostat.

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