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Galerie der Stadt Fellbach


Marktplatz 4
70734 Fellbach
Tel.: 0711 5851 417
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Öffnungszeiten:

Di-Fr 16.00-19.00 Uhr
Sa, So 14.00-18.00 Uhr

Zsolnay – Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft

18.06.2009 - 08.08.2009
In Zusammenarbeit mit dem Ungarischen Kulturinstitut Stuttgart präsentiert die Stadt Fellbach noch bis 8. August 2009 eine umfassende Ausstellung zum legendären Zsolnay-Porzellan, das seit 1853 in der ungarischen Partnerstadt Pécs produziert wird. In der Geschichte der Keramik und Porzellanindustrie nimmt Zsolnay in Pécs eine herausragende Stellung ein. Seit der Gründung im Jahre 1853 haben die Produkte der Fabrik viele bedeutende internationale Auszeichnungen errungen und wurden in der ganzen Welt bekannt. Hinter diesen Erfolgen stehen vor allem das Organisationstalent, die technologischen Entwicklungen sowie die künstlerischen Fähigkeiten des in Pécs legendären und verehrten Zsolnay Vilmos. Um 1890 bot die Firma eine schillernde Palette irisierender Glasuren an, die dem Stilempfinden der Zeit in idealer Weise entsprachen. Vilmos nannte diese kostbaren und in der Produktion sehr aufwändigen Glasuren Eosin. Die Produkte der Zsolnay-Manufaktur repräsentierten die Stilepochen des Historismus und des Jugendstils in wahren Meisterstücken. Sie umfassten neben Geschirr, Skulpturen und Schaugefäßen auch Baukeramik, von Kachelöfen und Brunnen bis hin zur Fassadengestaltung. Zsolnay blieb von der wechselvollen Geschichte Ungarns im 20. Jahrhundert nicht verschont. Nach dem Ersten Weltkrieg verlor die Fabrik den Zugang zum internationalen Markt. Der Familie gelang es dennoch, das Geschäft auch über den Zweiten Weltkrieg hin zu betreiben. Produziert wurden sowohl Tafelgeräte im Stil des Art déco und der Moderne als auch Isolatoren für den industriell-technischen Bedarf. In der „sozialistischen" Periode folgte die Verstaatlichung der Fabrik mit einer am Massenbedarf ausgerichteten Produktion. Die Firma, die in der Folge durch eine staatseigene Bank betrieben wurde, produzierte nach den schwierigen Zeiten der 50er-Jahre wieder einen Teil der ursprünglichen Produktpalette. Nach der Wende blieb der erhoffte Aufschwung aus. Die politischen Veränderungen vollzogen sich inmitten einer allgemeinen Krise der traditionellen Porzellan- und Keramikindustrie, deren ungünstige Auswirkungen bis heute schmerzlich zu spüren sind. Gleichwohl hat sich die Marke, nicht zuletzt wegen ihres nach wie vor legendären Rufes, durch alle Krisen hindurch behaupten können. Die Stadtverwaltung Pécs bemüht sich gegenwärtig, das reiche Erbe am Leben zu erhalten. Die große Chance erhofft man sich dabei von dem Projekt „Pécs 2010 – Europäische Kulturhauptstadt“. Ein wichtiger Schauplatz des von der Stadt für 2010 geplanten Vorhabens wird just das Gelände der Zsolnay-Fabrik sein. Die wunderschönen Industriegebäude, die infolge der im Volumen reduzierten Produktion leer stehen, sollen für vielfältige und nachhaltig angelegte kulturelle Projekte genutzt werden. Die Fabrik will von diesen Aktivitäten profitieren und Antworten auf die aktuellen Herausforderungen der Porzellan- und Keramikindustrie im Hinblick auf Baukeramik, Tisch- und Wohnkultur finden. Das übergreifende Thema der Fellbacher Ausstellung spiegelt sich in dem gewählten Titel wider. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft der Marke sollen vorgestellt werden. Besondere Erwähnung verdient die Tatsache, dass der historische Teil der Ausstellung aus der Privatkollektion des in Amerika lebenden ungarischen Kunstsammlers László Gyugy bestritten wird, einer Sammlung, die als die weltweit bedeutendste ihrer Art gilt und hier erstmals in Europa präsentiert wird. Diese Kollektion wurde in der jüngsten Vergangenheit nach Pécs gebracht und soll voraussichtlich als Dauerausstellung eine Attraktion des zukünftigen Zsolnay-Viertels sein. Weiterhin gehören zum historischen Material – als Antwort auf den Retro-Trend unserer Tage – einige beliebte Gegenstände der 60er- und 70er-Jahre. Auch unter den gegenwärtig produzierten Erzeugnissen gibt es viele Stücke, die als würdige Vertreter einer großen Tradition betrachtet werden können. Schließlich werden noch die Ergebnisse eines Symposions zum Zsolnay-Porzellan vorgestellt. Bekannte Künstler, darunter Namen wie Sándor Pinczehelyi und Ilona Keserü, haben im Auftrag der Manufaktur Gefäßformen, Dekore und Keramikobjekte geschaffen, Meisterstücke der Manufaktur, die gegebenenfalls die Zukunft des Produktionsprofils der Firma Zsolnay aufzeigen könnten.

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