Frauenmuseum Bonn, Foto: Michael Sondermann
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Frauenmuseum Bonn

Foto: Michael Sondermann
Foto: Michael Sondermann
Frauenmuseum Bonn, Foto: Michael Sondermann
Frauenmuseum Bonn, Foto: Michael Sondermann

Im Krausfeld 10
53111 Bonn
Tel.: 0228 69 13 44
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Sa 14.00-18.00 Uhr
So 11.00-18.00 Uhr

Homa Emami: Im Labor der Zeichen und Dinge

21.06.2015 - 16.08.2015

Homa Emami, geboren in iranischen Shahabad, lebt und arbeitet seit 30 Jahren in Brühl, Bonn und Köln. Sie ist ausgebildete Bildhauerin (Studium an der Universität Teheran, Fakultät der Schönen Künste) und hat mit ihren Werken in den vergangenen Jahren raumgreifende Dimensionen erobert. Einem prozesshaften Laboratorium gleich, werden ihre Arrangements und Installationen in vielschichtiger und poetischer Weise inszeniert. Stets neugierig experimentiert sie mit dem von ihr vorgefundenen Raum. Im Bonner Frauenmuseum führt die Künstlerin durch vier komplexe Themenräume.
Der Eingangsraum beherbergt ein obskures Archiv, deren Grundmodule zu bausteinähnlichen Blöcken geformte Massendruckerzeugnisse sind. Die Texte sind nur noch in Teilen sichtbar, ein „Weiter-lesen-wollen“ der angedeuteten Inhalte ist nicht mehr möglich, da die bedruckten Papiere durch eine Wachsbehandlung konserviert und dem normalen Gebrauch entzogen wurden. Auf weißen Stühlen gestapelt bilden die Arrangements eine hochästhetische Komposition.
Das Archiv bezieht sich biografisch auf ihr Geburtsland, das sie als junge Frau gemeinsam mit Ihrer Familie verlassen hat, um ein neues Leben in Deutschland zu beginnen. Diese Grenzerfahrungen in fremder Umgebung inspirierten sie zu einem ganz besonderen Werk, dem „Küchenkalender“, der im zweiten Raum eine gesamte Wand einnimmt. Innerhalb von drei Jahren hat sie täglich eine von ihr gekochte Mahlzeit mit wissenschaftlicher Akribie dokumentiert und dazu einen künstlerischen Code entwickelt. Leicht, fast spielerisch, abstrahiert Homa Emami mit alltäglichen Materialien ihre komplexe Gedankenwelt.
Im dritten Raum finden sich Gärten, die von Migration, Multikulturalität und Integrations-erfahrungen erzählen. Wie in einem biologischen Labor erfährt das „Forschungsmaterial“ durch Homa Emamis Interpretation eine neue Bedeutung. Einzelne Naturbestandteile werden hinterleuchtet und bis zu ihrem Herkunftsland zurückverfolgt. Die Einzelteile wie Blätter, Saatgut und Gartenarchitektur werden durch ihre Komposition vielschichtig vereinigt.
Im vierten Raum rekonstruiert Homa Emami ihr Atelier und bringt ihre Arbeitsprozesse in Exposition. Nicht nur Formen und konzeptbezogene Arbeiten, auch Materialreste, die in der Entstehung von Werken übrig geblieben sind, gehören zu ihrem Arbeitsprozess. Scheinbar nutzlose Materialien werden in wiederkehrenden Botschaften nützlich und beziehen sich dabei thematisch auf ihre Migrationserfahrungen und eine neue Wertschätzung in der Gesellschaft. Homa Emami nutzt in ihrer Kunst sehr oft die Konzepte und Erfahrungen ihres eigenen Lebens und stellt dabei die Rolle von Frauen in der Gesellschaft in Frage. Dies spiegelt sich unter anderem auch in den Titel der Arbeiten wieder: „Kopf in Glas“; „Recycling“; „Süß Werk“; „Küchen Kalender“; „Garten“ „Brigitte“ oder „120.mm Stone“ – wobei der Titel der Arbeit auf den Durchmesser der Steine rekurriert, die für eine Steinigung verwendet werden.
Die Einzelausstellung bietet den Betrachtern einen Einblick in das phantasievolle Welt der Homa Emami. Sie hinterlässt dabei die Erinnerung an ein sehr sensibles und starkes Werk. Die Ausstellung hinterleuchtet dabei nicht nur die Arbeiten der Künstlerin, sondern spiegelt auf eine gefühlvolle Weise ihre Erfahrungen und Persönlichkeit wider.

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