© andreas130 / www.fotolia.de
KULTURpur - Wissen, wo was läuft!

Felix Nussbaum Haus


Lotterstraße 2
49078 Osnabrück
Tel.: 0541 323-2207
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Fr 11.00-18.00 Uhr
Sa+So 10.00-18.00 Uhr
Do bis 20.00 Uhr

Levitation: Werke von Daniel Pesta

17.09.2011 - 27.11.2011
Die Ausstellung "Levitation" steht unter dem Jahresthema "Würde". Sie umfasst ein breites Spektrum an Ausdrucksmitteln – angefangen bei Malerei, über Raum- und Wandinstallationen bis hin zu Videoart und Konzeptkunst. Pesta hat für seine Ausstellung im Felix-Nussbaum-Haus ein künstlerisches Projekt realisiert, in dem er sowohl mit dem Maler Felix Nussbaum als auch mit dem Architekten Daniel Libeskind in Dialog tritt. Unter "Levitation" versteht man einen Zustand des "Schwebens". Der Künstler Daniel Pesta beschäftigt sich in seiner Kunst mit der Vieldeutigkeit dieses Begriffs. Ein Teil der Werke wurden 2010 im Museum Montanelli in Prag präsentiert, das die Ausstellung mit dem Osnabrücker Haus gemeinsam produziert. Daniel Pesta erweitert in Osnabrück die Ausstellung um Arbeiten, die auf das Werk Felix Nussbaums eingehen - nicht in Anlehnung an das dramatische Lebensschicksal Nussbaums, sondern in Anlehnung an seinen Humor, an seine Suche nach Identität. In seinen Werken prangert Pesta die "kalte" wissenschaftliche Analyse eines Gen-Codes an und stellt die Frage nach der Vorbestimmtheit des menschlichen Lebens. Pesta nutzt alltägliche Momente aus der Geschichte früherer Generationen, die zu politischen und gesellschaftlichen Höllen und Familiendramen führten, um Fragen zum kollektiven Bewusstsein zu stellen. Dabei geht es ihm immer auch um das Vergessen von Unrecht und Verbrechen. Das in gewissem Sinne sehr politische und engagierte Werk stellt die unendliche Geschichte menschlichen Lebens und menschlicher Schicksale dar. Der Künstler befasst sich seit Jahren mit den Themen Religion und der moralischen Verantwortung von diesen jahrtausendelang überlieferten Ordnungen. Der Begriff "Levitation" kann einen persönlichen Traum über die eigene Schwerelosigkeit darstellen oder als Synonym für die Technologie gelten, die Pesta in seinen Werken anwendet. Wenn etwa einzelne Personen oder ganze Gruppen durch eine durchsichtige Masse schweben, dann erwachen auch ihre Geschichten wieder zum Leben. Daniel Pesta, 1959 in Prag geboren, studierte an der dortigen Baugewerbeschule und der Václav-Hollar-Kunstschule. Unter dem kommunistischen Regime war er als Arbeiter in unterschiedlichen Berufen tätig. Später wurde er Werbegrafiker und entwarf für alternative Musikformationen Plattencover und Plakate. Parallel malte und zeichnete er. Als er 1989 seinen Reisepass bekam und das Land verlassen konnte, ging er nach Westeuropa und wurde stark von der Konzeptkunst beeinflusst. Daniel Pesta nahm auf wichtigen Biennalen der zeitgenössischen Kunst teil (Mexico City, Chicago, Florenz, Prag). Für seine Buchkunst und sein freies Schaffen erhielt er eine Reihe von Auszeichnungen. Er ist Mitglied der tschechischen Künstlervereinigung Mánes. Daniel Pesta lebt und arbeitet in Prag und Frankfurt/Main. In der Sonderausstellung "Levitation" werden neben den Werken Daniel Pestas Arbeiten des Malers Felix Nussbaum gezeigt. Die Werke Nussbaums setzen sich stets mit menschlichen Empfindungen auf real wirkende Situationen auseinander. Mit einer korrespondierenden Präsentationsform der Werke Nussbaums und Peštas wird ein neues Ausstellungskonzept realisiert, das zu neuen Sichtweisen der Werke Nussbaums einlädt, wie etwa das "Selbstbildnis mit Bruder", das 1935 entstand und im Zusammenhang der nationalsozialistischen Gesetzgebung interpretiert wird. Nussbaum malte sich selbst maskenhaft erstarrt in melancholisch wirkender Verschlossenheit und wählt für seinen Bruder den Ausdruck eines fröhlich aufgesetzten, lauten Lachens. Im Dialog mit Daniel Pestas Installation der Masken lassen sich die eigentlich gegensätzlichen Ausdrucksformen als "Fassade" oder "Maske" wahrnehmen. Sie verdeutlichen die Projektionsebenen, die sich der Mensch vom jeweils anderen Menschen macht.

KULTURpur empfehlen