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Das Optische Unbewusste

06.06.2014 - 10.08.2014

Als viertes Kapitel ihrer Ausstellung erarbeiten Fredi Fischli und Niels Olsen zusammen mit Bob Nickas eine thematische Ausstellung, die auf einem neuen Konzept beruht. Die Ausstellung übernimmt wörtlich Walter Benjamins erstmals geprägten Begriff aus seinem kanonischen Essay ‹Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit› von 1936 und bezieht sich zudem auch auf Rosalind Krauss‘ gleichnamiges Buch ‹Das Optische Unbewusste› von 1993. Benjamins zentrales Thema war die Veränderung unserer Wahrnehmung durch Fotografie und Film, und - besonders unter dem Gesichtspunkt der psychoanalytischen Praxis - die damit verbundene Entwicklung eines parallelen Unterbewusstseins, der Projektionen des Geistes und der Kamera. Fotografie und Film verwandelten gleichfalls die Malerei durch die Behauptung, diese sei durch sie obsolet geworden, was auch heute noch als Tatsache wahrgenommen wird. In der Reproduktion von Träumen versuchte die surrealistische Malerei zum Teil nur das darzustellen, was der Geist, das Unbewusste und die Vorstellungskraft sehen können. Die manipulierte Fotografie verfolgte natürlich auch dieses Anliegen, doch beinahe achtzig Jahre nach Benjamin, in einer Welt tragbarer Computer, digitaler Kameras und Telefone, die das unbewegte und bewegte Bild einfangen, scheinen die frühen fotografischen Arbeiten nur eine veraltete Zukunft, eine Art gehaltenes Versprechen darzustellen. Das gilt jedoch nicht für die Malerei, die immer im eigenen Zeit und Raum, sozusagen in einem Schwebezustand aufgehoben, existiert. Dazu führte das frühe fotografische Werk letztendlich zu Sofort-Bildern, wie sie heute jedermann macht, sodass die Fotografie zum blossen Readymade verkommt, das sogar gleich wieder gelöscht werden kann. Das Fotografische ist nicht mehr ein Ort des Staunens - besonders im Sinne Benjamins, wo die sonst flüchtigen Einzelheiten und Texturen der lebendigen Erfahrung eingefangen werden oder wo Licht und Ton und überdimensionierte bewegte Bilder in einem verdunkelten Raum auf die Leinwand fliessen – sondern ein Ort alltäglicher Banalität.

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