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Dittrich & Schlechtriem


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u.n.V.

As If We Never Said Goodbye

14.07.2017 - 25.08.2017

Lars Dittrich und André Schlechtriem freuen sich, As If We Never Said Goodbye zu präsentieren. Die Ausstellung mit Arbeiten von Alfredo Aceto, Nicola Martini und Linnéa Sjöberg wird am 14. Juli 2017 eröffnet und ist bis zum 25. August zu sehen. Nach der vorangegangenen Gruppenausstellung Monet Is My Church, die ein Schlaglicht auf den Stand der Abstraktion in der zeitgenössischen Malerei warf, zeigt As If We Never Said Goodbye nun Positionen aktueller Skulptur. Gemeinsam ist den drei ausgewählten Künstlern das Interesse an der Übersetzung von Objekten vermittels simulierter industriell geprägter Prozesse; sie haben ihre eigenen Ansichten zur objektorientierten Ontologie, vom handfest Archäologischen und Geologischen bis hin zu den intimeren Bereichen zeitlichen und psychologischen Erlebens. In allen in As If We Never Said Goodbye gezeigten Arbeiten ist, wie der Songtext es formuliert, eine „Magie im Werden“ spürbar, die auf ein Geheimnis deutet, ein rituelles Unbekanntes oder eine Skepsis gegenüber dem Gefühl.

Alfredo Aceto (geb. 1991 in Turin, Italien / lebt und arbeitet in Genf, Schweiz) zeigt in der Mitte des Galerieraums einen senkrecht verschränkten Büroschreibtisch gehüllt in schwarzen Dämmteer und Wyandotte-Silver-Pheasant-Federn mit dem Titel Bulo. Die verschiedenen Assoziationen – akademisch, bürokratisch, banal – werden durch die nunmehr bildhaft-skulpturale Erscheinung des Objekts verwandelt. Die sparsame Anwendung von Materialien und verkehrte Neuanordnung der ursprünglichen Form bringt das Verhältnis von Wirklichkeit und Fiktion aus der Fassung. Der funktionale Gegenstand nimmt die Züge einer Person an – einer Person, die, bedenkt man die gesellschaftliche Bedeutung von Teer und Federn in der Vergangenheit, ein dinglicher Übeltäter ist, dem eine formlose öffentliche Hinrichtung widerfahren ist. Acetos Environments und Objekte falten oft Zeit, Raum, Erinnerung und persönliche Bindungen ineinander. Die Idee manipulierter Zeitlichkeit tritt auch in seiner Serie von Uhren zutage, die er unter strategisches Feuer nimmt; die Glasscheiben sind intakt, während die Gehäuse ihre Einschusslöcher zur Schau tragen.

Nicola Martini (geb. 1984 in Florenz, Italien / lebt und arbeitet in Mailand, Italien) zeigt eine Reihe von Sandskulpturen, die wie die Überreste einer Zeremonie auf dem Boden angeordnet und an die niedrigen Wände des Raums gelehnt sind. Ausgangsmaterial ist thermisch regenerierter Gusssand, wie er beim Stahl- und Eisenguss, einem hochindustriellen Verfahren, verwendet wird. Jedes Korn ist mit einem thermoplastischen Phenolharz überzogen, das seine Wärmeleitfähigkeit erhöht. Martini betont die hybride Identität der unbetitelten Arbeiten mit Feuer: Indem er mit einem Gasbrenner die Sandhaufen abflammt, beschleunigt er den Härtungsprozess. Die neue Form wird auf den Kopf gestellt, wodurch das Innere des Haufens sichtbar wird, und mit Epoxidharz stabilisiert, was die Künstlichkeit des Materials unterstreicht. Indem er die Definition des Objekts verändert und es unzugänglich macht, erhebt Martini es über den Bereich des Funktionalen und eröffnet einen konzeptuellen Raum. Die Serie wurde mit Unterstützung von Nuove//Safond (Italien) realisiert.

Linnéa Sjöberg (geb. 1983 in Strömsund, Schweden / lebt und arbeitet in Berlin, Deutschland) zeigt eine Reihe von Wandobjekten, die strategisch über die ganze Galerie verteilt sind. Für die Serie mit dem Titel „Inälvornas Dans (The Inward Dance)“ hat sie getrocknetes Pergament aus Rindsleder verarbeitet, ein Abfallprodukt aus der Lederherstellung, das auf industrielle Fabrikationsprozesse verweist, dabei aber in mancher Hinsicht an den menschlichen Körper, an äußere wie innere Membranen, denken lässt. Sjöberg balsamiert Gegenstände und Materialien aus ihrem Alltag ein: Kleidung, Werkzeuge, Pelze und Holz werden nass in die durchsichtige Haut eingewickelt und dicht gepackt; im Lauf des Trocknungsprozesses verschiebt sich ihre Konfiguration. Die Verknüpfung verschiedener Maßstäbe und die beinahe menschlichen Proportionen lassen die hybriden Gebilde wie seltsame Totems wirken. Wie bei den Webarbeiten und Bildteppichen der Künstlerin verdichten sich Überreste von Handlungen und Praktiken über einen Zeitraum zu einer kompakten Kosmologie des Performativen.

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