Das Kunstmuseum Spendhaus zeigt eine retrospektive Ausstellung mit Werken des in Berlin lebenden Künstlers Carl-Heinz Kliemann, der den Holzschnitt – und dabei fast ausschließlich den Farbholzschnitt mit drei oder vier, bisweilen auch fünf Druckstöcken – über mehr als sechzig Jahre mit hoher Intensität betrieben hat.
Carl-Heinz Kliemann wurde 1924 in Berlin geboren. Seine künstlerische Laufbahn begann er 1945 an der von Karl Hofer neu gegründeten Hochschule für Bildende Künste seiner Heimatstadt bei Max Kaus. Er war einer der ersten Schüler in dieser Stunde des Neuanfangs nach einer beispiellosen Katastrophe. Ab 1947 studierte er bei Karl Schmidt-Rottluff, dessen Meisterschüler er schließlich war. Angeregt von den beiden großen Künstlern des Expressionismus schuf er seither ein ebenso umfangreiches wie in seiner Geschlossenheit beeindruckendes Werk, in dem der Hochdruck einen entscheidenden Platz einnimmt. Nahezu 300 Arbeiten in dieser aufwändigen und zeitintensiven Technik umfasst das Werkverzeichnis.
1958/59 wurde Kliemann mit dem Villa-Romana-Preis einer der renommiertesten deutschen Kunstpreise verliehen. 1966 erhielt er eine Professur am Lehrstuhl für Malerei und Grafik an der Technischen Hochschule Karlsruhe, wo er bis 1978 lehrte. Seither ist er als freischaffender Künstler tätig, zunächst in Gräfelfing bei München und seit 2000 in Berlin.
Kliemanns Holzschnitt-Œuvre darf ohne Zweifel direkt neben dem Schaffen HAP Grieshabers – der für Deutschland sicher Zurecht als Maßstab für den Holzschnitt in der Zeit nach Ende des Zweiten Weltkrieges gilt – gesehen werden. Beide Künstler bedienten sich der traditionsreichen Technik mit meisterhafter Hand. Beide blieben dabei der Figuration als künstlerischem Gestaltungsprinzip treu und stellten sich somit speziell in den 1950er und 1960er-Jahren gegen den allgemeinen Trend der Kunstströmungen in Westdeutschland. Beide Künstler fanden dabei zu ganz unterschiedlichen und unverwechselbaren Formensprachen, die geradezu archetypisch für die verschiedenen Bildmöglichkeiten stehen können, die der figurative Holzschnitt in einer sich rasant verändernden und auf Fortschritt und Modernisierung fixierten Lebens- und Kunstwelt bot.
Carl-Heinz Kliemanns Themen sind überwiegend Landschaften, vereinzelt Stadtbilder und Bildnisse. Mit großer Intensität setzt er sich mit seinen Bildgegenständen auseinander, reduziert auf das Notwendige, dringt zum Wesentlichen vor.
Im Jahr 2010 musste Kliemann die körperlich anstrengende Arbeit des Holzschnitt und des von ihm praktizierten Handdrucks aus Altersgründen aufgeben. Somit bietet sich nunmehr der Blick auf ein abgeschlossenes Holzschnittwerk, das durch seinen Umfang, vor allem aber durch seine künstlerische Qualität und Geschlossenheit zu beeindrucken vermag.