Die Ausstellung im Ulmer Stadthaus „Auf der sicheren Seite“ zeigt einen Überblick über Michael Schäfers Arbeiten der letzten Jahre. Gleichzeitig stellt sie erstmals seine neuste Serie „Generation“ vor.
Seit einigen Jahren verlässt Michael Schäfer das vertraute Terrain der Fotografie. Schon mit dem ironischen Titel irritiert er uns, spielt mit uns. In genauen Prozessen zerlegt er mediale Bildwelten in ihre Bedeutungsschichten, fotografiert selbst, baut neu zusammen, greift ein oder verschiebt.
Ob wir Schülerinnen und Schüler eines deutschen Top-Internates sehen, zur Collage angeordnete Manager vor buntem Hintergrund oder ungehörte Redner mit wirrem Haar, im Mittelpunkt steht der Mensch. Die Spannung entsteht zwischen Persönlichkeit, Rollenbild, Selbstbild und tradierter Pose. Das Vokabular der Bilder erzählt von Macht und Ohnmacht, von der Verinnerlichung gesellschaftlicher Erwartungen.
Michael Schäfer lotet die Tiefen der digitalen Bildbearbeitung aus. Er benutzt die Bruchstellen des Bildes, in ähnlicher Weise wie das epische Brecht'sche Theater den Verfremdungseffekt als kalkulierte Unterbrechung des Realismus. Diese formalen Störmomente konfrontieren den Rezipienten mit dem behauptenden Charakter des fotografischen Bildes.
Die neue Arbeit „Generation“ reagiert auf die Ökonomisierung des Individuums und den Drang nach unerbittlicher Selbstoptimierung. Models kommen uns als fremde Wesen, als Kinder entgegen – das Portrait verweigert sich und trifft uns doch.
Michael Schäfer (*1964 Sigmaringen, Deutschland) studierte Fotografie in Dortmund, Vancouver und an der HGB Leipzig bei Joachim Brohm. 2011 erschien sein Buch "Vorbilder I Models" bei der FOTOHOF edition. Er lehrt in den USA an der Hartford Art School und neuerdings an der HDK Berlin.