Farbe in den Händen einer Bildhauerin. Annemarie Schulte-Wülwer wählt Farbe nach ihren Eigenschaften aus: „nicht zu spröde und nicht zu elastisch“. Sie trocknet Farbbahnen, bricht und klebt Farbe.
Bis vor zehn Jahren arbeitete die Künstlerin (geb. 1947 in Owschlag), die an der Muthesiusschule in Kiel bei Johannes Gebhardt und Jan Koblasa studierte, abstrakt. Erst seit einiger Zeit entnimmt sie Zeitungen oder Journalen Abbildungen von Liebespaaren, Einfamilienhäusern oder sogar die Linienkurven der Börsenkurse und bearbeitet sie dann mit ihren Mitteln. Die Ergebnisse der zweifachen medialen Bearbeitung sind erstaunlich: ursprünglich konkrete Dinge werden zu ästhetischen Objekten oder erlangen nun im Blick des Betrachters eine neue Bedeutung. Als Träger von Inhalten wirken Bilder temporär. Eine analoge Erfahrung stellt sich bei Annemarie Schulte-Wülwer im Rückblick auf das eigene Schaffen der vergangenen Jahrzehnte ein. Die Ausstellung kombiniert erstmals und auch darin temporär frühere Werke der Künstlerin mit neuesten Arbeiten.