29.02.2012 - 10.06.2012
Das Spätwerk von Max Ernst (Brühl 1891 - 1976 Paris) mit Werken wie der als Buch ausgelegten Grafikfolge unter dem Titel »Maximiliana ou LÂ’Exercice illégal de lÂ’astronomie« (1964) steht im Zentrum der Präsentation. Max Ernst, einer der wesentlichen Vertreter des Surrealismus und in seinem Schaffen beständig experimentierender Geist, kehrte Anfang der 1950er-Jahre aus den USA, wohin er 1941 hatte emigrieren müssen, erstmals nach Europa zurück. 1953 schließlich entschied der Künstler, sich endgültig in Frankreich niederzulassen.
Diese Zeit stellt nicht allein eine biografische Zäsur dar, sondern markiert zugleich einen bemerkenswerten Anstieg in der grafischen Produktion. In Frankreich geriet zwar das Leben von Max Ernst in ruhigere Bahnen, doch es wuchs zusehends der internationale Ruhm des Künstlers: Seinem Werk wurden umfangreiche Ausstellungen und Retrospektiven gewidmet, und er erhielt zahlreiche Ehrungen.
»Lorbeeren und Erdbeeren. Das unvermeidliche Ergebnis dieser Kundgebungen: plötzlich Bekanntsein diesseits und jenseits der Wasser. Jeder beflissene Kunstschüler verehrt ihn, bessere Damen lächeln ihm zuvorkommend zu, Würdenträger lüften den Hut und rufen aus: ›Er hats erreicht.‹ Wie aber stellt sich der Schnabelmax [d. i. Max Ernst] zu dieser Notorietät, er, dem eine einzige wilde Erdbeere tausendmal lieber ist als alle Lorbeeren der Welt? Wie kann er diese Last ohne zu versumpfen in sich ertragen? Die Antwort ist leicht: seit seinen Jugendjahren ist er sich der Gefahr bewusst, und das heißt: die Gefahr ist nicht da. Die Lösung ist höchst einfach: handeln!«
Ausgewählte Einzelblätter, Mappenwerke und Bücher sind zu sehen, die einen konzentrierten Querschnitt durch das grafische Schaffen von 1949 bis zum Tod Max Ernsts im Jahr 1976 vermitteln. Insbesondere eine variantenreiche stilistische Formensprache zeichnet dieses Spätwerk aus: Symbol- und Zeichenhaftes, oszillierende Kurven und Liniengespinste sowie Abdrücke von Natur- und Alltagsformen sind ebenso zu finden wie Überlagerungen von Linien und Farbfeldern, die sich zu neuen Motiven umdeuten lassen.
Das Werk von Max Ernst ist einer der wichtigen Sammlungsschwerpunkte im Sprengel Museum Hannover. Die Fritz Behrens-Stiftung erwarb 1972 von der Galerie Brusberg, Hannover, die fast vollständige Druckgrafik. Durch einen Tausch gegen ein Gemälde von Emil Nolde gelangte dieses Konvolut 1982 in das Sprengel Museum Hannover.