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Museum für Photographie


Helmstedter Str. 1
38102 Braunschweig
Tel.: 0531 7 50 00
Homepage

Öffnungszeiten:

Di-Fr So 13.00-18.00 Uhr
Sa, So 11.00-18.00 Uhr

Esther Shalev-Gerz. Das Braunschweig- Projekt

03.12.2010 - 23.01.2011
Wir freuen uns sehr, dass am Ende dieses Jahres die international renommierte Künstlerin Esther Shalev-Gerz eine Ausstellung im Museum für Photographie Braunschweig präsentieren wird, die sie für den speziellen Kontext unseres Hauses konzipiert hat. Dabei geht sie von der langen fotografischen Tradition der Stadt Braunschweig aus, aber auch von einem kleinen, jedoch produktiven Missverständnis: Viele Leute vor Ort oder in der Region halten das Museum für Photographie Braunschweig für ein Museum fotografischer Geräte und fragen hier an, was sie mit dem alten Fotoapparat der Familie tun könnten. Daraus hat Esther Shalev-Gerz die Idee für ein Projekt entwickelt. Sie lud all diejenigen Personen ein, die sich auf einen Bericht in der Braunschweiger Zeitung und im Norddeutschen Rundfunk hin gemeldet hatten, um mit ihnen und ihren Apparaten noch einmal ein "letztes Bild" aufzunehmen. Diese Einladung war Anlass für 26 Gespräche, die von den Geschichten dieser Apparate und von den Vorstellungen über Fotografie handelten, die sich damit verbinden. Deutlich wurde dabei, welche Bedeutung der Fotografie als kulturelles und familiäres Gedächtnis zukommt. Was die Menschen zu erzählen hatten, ihre Apparate und deren letzte Bilder werden als Videos und Fotografien in der Ausstellung zu sehen sein. Für den zweiten Teil ihres Braunschweig-Projekts besuchte Esther Shalev-Gerz den ehemaligen Standort der große Kamera-Firma Rollei, wo heute nur noch einige, wenige Exemplare zweier Kameratypen für Liebhaber in Manufaktur gefertigt werden. Ihrer umfangreichen Dokumentation dieser weitgehenden leeren Produktionsstätten, die sich mitten in ihrer Umstrukturierung befinden, gab sie die fiktive Form der Rückkehr einer Rolleiflex an den Ort ihrer Entstehung. als das Ende des mechanischen Zeitalters der Fotografie macht der spielerische, offene Ansatz dieses Projekts noch etwas anderes sichtbar: Uns erscheinen die Apparate heute, ebenso wie viele andere alte Kameras, als seien sie wahrhafte Personen, als hätten sie Gesichter und als wären sie die authentischen Zeugen jener Geschichten, von den die heutigen Besitzer noch zu erzählen wissen. Ohne falsche Melancholie stellt das Projekt damit implizit die Frage, ob einst die Geräte des digitalen Zeitalters für ein ähnliches Gedächtnis stehen werden.

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