„Die höchste aller Farberscheinungen...“, zu der Goethe das Rot in seinem Werk „Zur Farbenlehre“ erhob, erklärt nur zum Teil die Faszination, die von dieser Farbe ausgeht. Ein rotes Signal lässt uns aufmerken, ob nun als Warnung im Straßenverkehr oder als Zeichen der Reife in der Natur. Wertschätzung widerfährt dem, der auf einen roten Teppich gebeten oder in kostbares Purpur gekleidet wird. Ist Rot tatsächlich die älteste bekannte Farbbezeichnung? Reagiert unser Auge auf Rot ganz besonders empfindlich? Assoziiert Rot bei jedem Blut und Feuer oder Liebe, Lust und Leidenschaft? Man kann wohl vieles bejahen und doch hängt es von dem ureigenen, persönlichen Empfinden ab, wie man auf diese dominante Farbe körperlich wie auch seelisch reagiert.
Wieder einmal waren es die Pigment- gefüllten Gläschen von Kremer-Pigmente, die in ihrer unglaublichen Vielfalt an Rottönen geradezu Ehrfurcht erwecken vor dem Wunder Farbe und ihrem Umgang in der Kunst, die Pate standen für die Ausstellung „Fifty Shades of Red“. Denn nach der ersten Rot-Ausstellung im Jahr 2008, noch in den alten Galerieräumen in Schwabing, ließ mich das Thema nicht mehr los. Viele meiner Künstlerinnen und Künstler sind wahre Pigment-Experten und erarbeiten für jedes ihrer Bilder immer wieder neue Farbverbindungen und Techniken. Oder gehen geradezu wissenschaftlich an die Frage des Ursprungs von Farbe und Pig- ment heran, wie beispielsweise die britische Malerin Maria Lalic ́. Für ihren Werkzyklus „History Paintings“ recherchierte sie den Ursprung der Pigmente, wann sie zum ersten Mal auftauchten und / oder zum Einsatz kamen. Daher wird ihre Arbeit „History Painting. Red“ (2016) ein Schlüsselwerk der Ausstellung sein, die mit sechzehn künstlerischen Positionen auch die bisher umfangreichste in meinen Galerieräumen ist.
Besonders freue ich mich auf die von Dr. Georg Kremer erarbeitete Zusammenstellung von Gläschen mit 50 Rot-Pigmenten, die wir in der Ausstellung präsentieren dürfen. Ihm sei schon jetzt ein herzliches Dankeschön gesagt.
Ich lade Sie also ein mit uns einzutauchen in die Faszination der Farbe Rot, die die Galerie für sechs Wochen in einem wahren Sinnesrausch erstrahlen lassen wird.
Renate Bender
München im April 2016