„Die Flexibilität und Ungezwungenheit, mit der Schnell seit 15 Jahren identifizierbare und ,malerische' – von jeder erkennbaren Realität abweichende – Elemente benutzt und vereint, machen ihn in der Tat zu einem perfekten Vertreter einer Malerei ,ohne Hemmungen', der es gleichgültig ist, ob sie noch zu dieser oder jener Geschichte oder Tendenz gehört. [...] Schnells Malerei will nicht nur unrein sein, sie stößt auch unweigerlich auf einen Knoten aus Widersprüchen, die der Künstler zwar nicht verlangt, so doch zumindest akzeptiert. Widersprüchlich sind seine Werke tatsächlich ,in dem Sinne', erläutert der Maler, ,dass ich mich letztendlich dann doch auch, trotz des großen Abstraktionsgrads meiner Bilder, mit Natur auseinandersetze, die ich theoretisch auch fotografieren könnte. Und ja, widersprüchlich vielleicht auch, wenn ich phasenweise versuche, unterschiedliche kunsthistorische Epochen zwar nicht zu zitieren, aber mir zu eigen zu machen und in meine malerische Bildsprache zu übersetzen.' Das Ausmaß der Hybridisierung seiner Bilder ermöglicht es Schnell, nacheinander, ja sogar gleichzeitig komplementäre Quellen und Bezüge zusammenzuführen. Dies geschieht im Einklang mit einer enthierarchisierten Konzeption, die ,edle', ,triviale' oder ,populäre', nicht zuletzt aus der Gamekultur stammende Elemente miteinander vermischt. Einige solcher Verweise, wie z. B. auf die holländische Landschaftsmalerei des 17. Jahrhunderts, sind offensichtlich. Andere erfordern eine Entschlüsselung und lassen zeitweise Ereignisse und bestimmte Erinnerungen anklingen, wie etwa die Bilder in der Ausstellung, die der Künstler im Zuge seines Aufenthalts in Rom angefertigt hat. Dies gilt für die Innenräume von Kirchen, die sich Schnell eingeprägt hat, aber auch für seine Farbpalette, zu der ihn verblichene Postkarten und Broschüren für Touristen inspiriert haben und in denen die Zeit angehalten scheint. Schließlich steht es jedem frei, seine eigenen Bezugsfelder und Versatzstücke hinzuzufügen. In diesem oder jenem Gemälde ein Wiederaufleben wichtiger Persönlichkeiten aus der Geschichte der Kunst zu sehen. Angesichts einiger seiner jüngsten Arbeiten mit zerklüfteten und atomisierten Oberflächen beispielsweise an einen Clyfford Still zu denken. In seinen Werken kommt zumindest seine Fähigkeit zum Ausdruck, eine labile Balance zu finden, die sich aber nichtsdestotrotz als richtig erweist, zwischen dem Spiel illusionistischer Tiefenstaffelung und einer Oberflächenbehandlung, die wiederum die Bildebenheit verstärkt. Ein Gleichgewicht, muss man betonen, das den Kern der Herausforderungen dieses Mediums betrifft, zu allen Zeiten, und zu dem jeder Maler in der Vergangenheit wie in der Gegenwart seine Antwort gegeben hat."